Eine für mich persönlich schon lange überfällige Entscheidung. Sony vs. Fujfilm.

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20141220-SonyFamily

“Jörg, wann schreibst Du einen Blogpost darüber warum Du die Fuji verkauft hast?”

“Jörg, bitte berichte, warum es nun doch die Sony Ausrüstung ist, die bei Dir überlebt. Bitte!”

“Schreibe uns bitte warum Du Dich von dieser genialen Kamera trennst….”

“Warum tust Du das? Bitte erzähle mir warum Du die hergibst und nicht behälst….”

Das sind nur einige “Copy and Paste´s” der letzten beiden Tage, die ich in Euren Nachrichten und Mails gefunden habe auf meine Reaktion, als ich das obige Bild auf Facebook gepostet habe mit der Frage “Braucht die jemand?”.

Ihr Lieben, ist das wirklich so wichtig? Ist das wirklich so unglaublich interessant warum ich eine Kamera verkaufe? Ich hatte fest vor nichts darüber zu schreiben bis zu dem Moment wo mich ein wirklich sehr geschätzter und guter Freund darum bat mit den Worten:

2014-12-20-SamJostNachricht
Lieber Sam, ich war mal so frei und habe unseren “intimen” Chat veröffentlicht. :-)

Dann will ich mal versuchen das ganz so sachlich wie möglich zu erklären.

Ich habe das ganze Jahr (bis auf die acht Wochen Pause wegen Krankheit… #Seufz) mit Fuji und Sony parallel gearbeitet. Die DSLRs von Nikon haben in meinem diesjährigen Auftragsleben nur eine ganz stark begrenzte Rolle gespielt.

Beide Systeme arbeiten großartig. Großartig für das wofür ich sie einsetze – die Menschenfotografie – entschleunigt und überlegt.

Beide Systeme sind nicht wirklich extrem kleine für Systemkameras aber dennoch wesentlich kleiner und leichter als vergleichbare (Vergleichbar in Sachen Auflösung und Bildqualität) Spiegelreflexkameras.

Anfangs war ich skeptisch bei der Sony wegen der Datenmenge, die die Sony A7R, die ich nun seit über einem Jahr nutze, produziert bei Ihrer hohen Auflösung und schrieb das ja auch so in meinem Posting nach 6 Monaten Systemkameras. Tja leider entpuppte sich die nur 16MP auflösende Fuji zu einem solchen – für mich völlig unerklärlichen – Datenmonster. Die RAW Files der Fuji X-T1 sind alle zwischen 32 und 34 Megabyte groß bei nur 16 Megapixel Auflösung. Die RAW Files der Sony A7R sind alle zwischen 34 und 37 Megabyte groß bei allerdings satten 36 Megapixeln Auflösung. Dieser Unterschied ist in Sachen “Speicherbedarf” nicht nennenswert. Warum die gering auflösende Fuji so fette Datenproduziert konnte mir bis heute niemand erklären. Im Worklflow, den ich größtenteils mit Lightroom abarbeite, sind die Fuji X-Sensor RAW-Files übrigens leider noch etwas langsamer zu bearbeiten als die 36MP RAWs des Sony Sensors.  Ich habe das auf meinem Surface Pro 3 mit i5 Pozessor und 8 GB RAM getestet und ebenso auf meiner CELSIUS Grafikworkstation mit Intel Xeon Prozessoren und 48 GB RAM – auf beiden Systemen braucht die Entwicklung der X-Sensor RAW-Files aus der Sony etwa 10-15 % länger bei gleicher Anzahl Bilder. Unerklärlich für mich.

Dennoch möchte ich sagen – und das meine ich wirklich sehr ernst – ist das Fuji X-System, insbesondere die Fujifilm X-T1 eine extrem gute Kamera die einem sehr sehr viel Spaß machen kann.

Die Haptik, das Anfassgefühl ist extrem hochwertig und die Anordnung aller Bedienelemente ist ebenso durchdacht wie alle Funktionen. Etwas unsinnig wurde die Bedienung jetzt nach dem neuesten Firmware-Update mit dem die X-T1 Verschlusszeiten von bis zu 1/32.000 (kein Tippfehler!) leisten kann. Leider ist mit dem Firmware-Update der Verschlusszeiten-Knopf oben auf dem Gehäuse nicht mit umgebaut worden, denn auf dem kann man nur bis 1/4000 weiterhin auswählen.

Apropos Firmware – da gibt es meines Erachtens keinen Hersteller der eine Anwender so vorzüglich behandelt wie Fuji. Mal eben 27 neue Funktionen in einem Firmware Update unterbringen wie zum Beispiel den geräuschlosen elektronischen Verschluss und die sehr hohe Verschlusszeit, da kann sich jeder andere Hersteller echt eine fette Scheibe abschneiden.

Ja und warum hast Du Dich nun für Sony entschieden und gegen Fujifilm?

Nun, es bleibt das wichtigste an Kriterien: Die Kamera ist für mich ein Werkzeug (auch wenn Freunde immer behaupten ich würde von meinen Kameras sprechen als wären sie Geliebte…) das einen einzigen Zweck erfüllen muss, es muss geniale Bilder produzieren können. Und der Punkt Bildqualität geht eindeutig an die Sony A7R. Das was dieser Sensor an Detailreichtum, Dynamikumfang und Farbwiedergabe produziert liebt klar und eindeutig (für mich und meinen Geschmack) in einer anderen Liga als das was aus der Fuji X-T1 raus kommt. Und genau das war der wirkliche Hauptgrund warum ich meinen konsequenten Lauf “Weniger ist mehr” jetzt fortgeführt habe und mich nun endlich für eins meiner beiden Systeme entschieden habe.

20141220-FujiFamily

So werde ich das Jahr 2015 mit den folgenden Werkzeugen beginnen:

  • Sony A7R – für das Hochauflösende
  • Sony A7S – für das Helle im Dunklen (die fehlt noch auf dem obigen Bild, ist noch im Geschenkpapier)
  • Sony RX10 – für die Reise und für die Assistenten
  • Sony RX100III – die wirkliche “immer dabei-Kamera”

Spielen DSLRs gar keine Rolle mehr bei den Langer´s?

Doch, eindeutig! Meine Frau fotografiert weiterhin mit Nikon DSLR´s und will das auch weiterhin tun. In unserem Photobooth arbeitet eine weitere Nikon DSLR. Und wenn es “schnelle” Motive sind geht weiterhin nichts über den nach wie vor deutlich schnelleren Autofokus einer brauchbaren DSLR. Also die DSLR ist nicht tot – auch nicht für die Langer´s.

 

Klartext: Wer einen schnelle AF für bewegte Motive braucht kommt m.E. nicht um eine gescheite DSLR herum!

Dennoch machen die Systemkameras einen großartigen Job und ich persönlich arbeite (mittlerweile) wesentlich lieber mit Ihnen als mit den DSLRs und meine Motive rennen auch nicht unkontrolliert weg von mir. :-)

Autofokus ist ein gutes Stichwort. Ich werde oft gefragt welches System den besseren Autofokus hat – Fuji oder Sony. Da tue ich mir echt schwer mit der sachlichen Antwort auf diese Frage. Im AF-S, also dem statischen Autokus sind beide meines Erachtens gleich gut und gleich brauchbar. Da habe ich sehr wenig Ausschuss. im AF-C, dem sogenannten Verfolgungsfokus oder Nachführfokus sind beide Kameras “geradeso noch brauchbar” würde ich sagen. Die Fuji hat meines Erachtens da einen Nachteil das der Fokus im Sucher oft nicht scharf angezeigt wird, aber scharf in den Bildern auf dem Sensor landet. Ob dieser Bug in der aktuellen 3.0er Firmware endlich behoben wurde kann ich nicht mehr testen. Bei den Sonys wird der Fokus auch so angezeigt wie er aufgenommen wird.

Ich höre oft von Fuji-Fans und Sony-Gegnern das die Objektiv Palette bei Sony nicht ausreichend sei. Das war Anfangs sicher auch so. Lange Zeit hatte ich mit der Sony A7R keine Chance mehr Weitwinkel als 24mm zu nutzen. Das ist zum Glück jetzt nicht mehr der Fall und ich vermisse mit den fünf vorhandenen Objektiven, die allesamt auf einem extrem hohen Niveau (leider auch im Preis – Seufz) angesiedelt sind.

Ich arbeite jetzt mit den drei Zoom Objektiven:

  • Sony Zeiss 16-35 4.0 OSS
  • Sony Zeiss 24-70 4.0 OSS
  • Sony G 70-200 4.0 OSS

Und dieses wird unterstützt von den beiden sehr sehr sehr guten Festbrennweiten:

  • Sony Zeiss 35 2.8 – extrem klein und handlich – fast ein Pancake
  • Sony Zeiss 55 1.8 – das mit Abstand beste Objektiv das ich je hatte !!

Wenn ich mir noch etwas wünschen dürfte, dann wären es die beiden folgenden Objektive:

  • Sony Zeiss 135 1.8
  • Sony G FishEye 10,5mm

Diese beiden “fehlenden” Linsen kann ich aber wirklich gut verschmerzen. Ich kann definitiv alle meine Aufträge mit den obigen fünf Objektiven meistern.

Und wenn mal etwas fehlt dann adaptiere ich eben was altes, geliehenes an meinen blauen Adapter (die Hochzeitsthematik steckt im Detail…). Das Fokuspeaking, also das Anzeigen von Kontrastkanten als Hilfsmittel zum manuellen Scharfstellen, ist bei den Sonys derart gut und brauchbar, so dass es genau so viel Spaß macht, wie das arbeiten mit einem echten Mess-Sucher (wie der der Leica M). Das geht bei Fuji auch, aber leider nicht so gut und effektiv wie bei Sony.

Was mir bei Sony gefällt, besser als bei allen anderen Systemen, ist das Familenkonzept. Jede Kamera hat die selbe Menüstruktur und die grundlegend selben Features. Ich brauche für alle vier Kameras nur eine App auf dem Tablet und Smartphone und kann diese via NFC (also per Touch zwischen Kamera und Smartphone) koppeln und starten. Auch einer der Gründe für Sony und gegen Fuji. Egal ob ich die kleine Soyn RX100 M3 in die Hand nehme oder die “große” A7R, der Punkt Karte formatieren oder Bildformat (um nur zwei Punkte exemplarisch zu nennen…) ist an der selben Stelle in den Menüs. Das mag ich sehr! Da bekommt für mich der Begriff “Systemkamera” eine deutlich größere Bedeutung.

So Ihr lieben, das waren die Beweggründe zur Entscheidung Sony vs. Fuji. Wie Ihr merkt sind es nur Kleinigkeiten und Nuancen die mich zu Sony bewegt haben. Fuji macht sehr viel richtig und die Kameras sind hochwertig und brauchbar! Ich hatte viel Spaß mit diesem System.

Ob ich Eure Fragen jetzt beantwortet habe, kann ich nicht wirklich beurteilen, da ich versuche keine “fast religöse” Diskussion zu starten. Beides sind Werkzeuge und der Handwerker sollte für sich selbst – jeder für sich selbst – entscheiden womit er sein Handwerk ausübt. Der Markt ist derart groß und breit aufgestellt das ganz sicher für jeden das passende Werkzeug dabei sein dürfte.

Meine Entscheidung war Bestandteil meines Jahresmottos 2014 “Weniger ist mehr”, welches ich recht konsequent umgesetzt habe, erst recht nach meiner Krankheit und merke das mir das persönlich sehr gut tut. Vielleicht war das auch ein Grund jetzt einen Strich unter die beiden Systemwelten zu machen und mich nur noch auf ein System der Systemkameras zu beschränken.

Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Jörg Langer

p.s.: Nein ich eröffne keine Webpage Sonyfreak.de – Nein!

10 Kommentare

  1. Ohne jetzt den ganzen Artikel gelesen zu haben (hole ich sofort nach, sobald ich die nötige Ruhe dafür habe!). Sind die Sachen schon weg? Wenn nein, verkaufst du auch Teile davon einzeln oder gibt es das nur im Gesamtpaket? Melde dich doch mal. Es gibt da nämlich eine Festbrennweite auf dem Foto, die ich für meine X-E2 im Auge hätte ;-)

  2. Hi Jörg,
    sehr aufschlussreiche Information – danke. Ich liebäugle auch manchmal mit der Sony A7R da ich sehr intensiv Landschaften fotografiere. Nur checke ich immer erst meine Auswahl an Objektiven und photozone.de sagt da noch nichts gutes über die Auswahl z.B. über die Zeiss 24-70 die du erwähnst. Wie weit beeinflusst dich das bei der Arbeit?
    Grüsse
    Levent

    1. Ohja, diese Tests und diese Ergebnisse. Da bin ich ehrlicherweise extrem froh das ich keine Testcharts ohne Emotionen und Charakter fotografieren muss, sondern Menschen mit Eigenheiten und Charakter ablichten darf denn da passen alle meine Sony Objektive sehr gut, auch das Sony Zeiss 24-70 4.0 OSS mit dem ich sehr gerne Arbeite und schon sehr viele Kunden glücklich machen konnte. Ich schaue mir keine Testcharts an und will es auch nicht wissen welche Ergebnisse meine Objektive dort abliefern.

      Ob Dir meine Antwort jetzt hilft weiß ich nicht wirklich…

      1. Testcharts sind ein netter Hinweis, was ein Objektiv unter Laborbedingungen leisten könnte. Was es aber im praktischen Einsatz leistet, wie es reagiert und wo es patzt, das erklärt keine Testchart. Habe da auch schon so meine Erfahrungen gemacht und mich dann hinterher gewundert, warum die Hardware nicht so funktioniert hat wie der Testbericht es erwarten liess. Meine Empfehlung: Testcharts sollten maximal mit gefühlten 20-30 Prozent in die Kaufentscheidung einfliessen. Das Internet ist voll mit Informationen von Praxisberichten. Und die sind ausschlaggebend.

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