Ich habe der analogen Fotografie in meinem Leben schon zigfach den Rücken gekehrt und beschlossen nur noch Digital zu arbeiten. Das hatte auch jedes mal seinen guten Grund … oder besser gesagt viele Gründe!
Die analoge Fotografie ist langsam, die Archivierung und Sortierung aufwendig und die Kosten sind unvergleichbar hoch zu denen der digitalen Fotografie. Zudem ist die analoge Fotografie nicht flexibel genug für die Art und Weise wie ich agiere, nehmen wir nur mal die fixe ISO eines Filmes über 36 Bilder hinweg.
Also gut, die analoge Fotografie ist nichts für den Jörg!
Und nun poste ich wieder mal analoge Bilder. Und nun habe ich mich wieder über die Entwicklung einer Drogerie und die fast vier Wochen Wartezeit geärgert bis die meinen Film im Labor wiedergefunden haben.
Woher nun diese erneute zigfache Rückkehr zu analogem Filmmaterial?
Eine sehr gute Freundin hat im Nachlass Ihres Papas, dessen Beerdigung wir letztes Jahr einen Monat vorm ersten Corona Lockdown gemeinsam begangen sind, eine recht umfangreiche analoge Ausrüstung vorgefunden, bei der ich ihr mit der Vermarktung etwas helfen konnte. Eine richtig schicke und sehr gut erhaltene Canon AE1 ausgestattet mit Powerwinder und versehen mit 28mm, 50mm und 135mm Objektiven haben wir jedoch aus nostalgischen Gründen nicht verkauft, sondern planen damit ein Familienshooting der Familie des verstorbenen Papas.
Emotionen sind durchaus ein akzeptabler Grund zur erneuten Wiederbelebung der analogen Fotografie!
Somit erstellen wir mit der alten und sehr edlen Kamera vom Papa dauerhafte Erinnerungen und emotionale Menschenbilder und erzeugen dadurch bleibende Erinnerungen, an den Papa und an die Menschen auf den Bildern. Danach werde ich sein Vermächtnis in meiner kleinen mittlerweile sehr überschaubaren Vitrine in Ehren halten.
Natürlich wollte ich vor dem Shooting wissen ob die Kamera auch einwandfrei funktioniert und bin an einem kalten sonnigen frühen Morgen Anfang April in Frankfurt am Main unterwegs gewesen.
Belichtungsmesser, Zeiten, Fokus und Filmtransport funktionieren einwandfrei und die Kamera ist auch offensichtlich noch 100 Prozent Lichtdicht. Alles funktioniert somit genau wie es funktionieren soll. Das Erinnerungs-Shooting kann geplant werden.
Die Brennweiten 28 und 50mm sind genau meine beiden Brennweiten, mit denen ich auch in der digitalen Menschenfotografie und in der Reportagefotografie nahezu alles abdecke. Wenn ich diese beiden Brennweiten “am Mann” habe, vermisse ich nur ganz selten etwas. Das 135er ist fein und ja, so eine Brennweite hätte ich in akzeptabler Größe und Gewicht auch für meine beiden Nikon Z-Werkzeuge.
Kehre ich jetzt dauerhaft zurück zum analogen Lager?
Nein, auf keinen Fall. Es war jedoch einfach viel zu Schade, diese schicke Kamera einfach in der Bucht für kleine Taler zu “versenken” anstatt damit etwas zu produzieren, was auch ganz sicher im Sinne des verstorbenen Papas unserer guten Freundin gewesen wäre.
Fotografiert Ihr noch Analog? Wenn ja, warum? Was treibt Euch an? Was sind Eure Beweggründe? Ich würde mich wahnsinnig über einen Dialog mit Euch dazu freuen.
Schöne Grüße
Euer Fotofuzzy – Jörg Langer
Moin Jörg, noch(!) nicht. Alles liegt bereit, die alte Praktica mit der mein Vater früher unzählige Diafilme gefüllt hat, Objektive und Testfilm. Was fehlt ist die Zeit, um auch mal runterzufahren und dann zu fotografieren.
Ob es dann am Ende was ist, wo ich „hängenbleibe“? Ich weiß es nicht..
Spannend.
Würde mich freuen wenn Du hier in den Kommentaren uns teilhaben lässt. Den Film zu belichten mit 36 Aufnahmen hat bei einem Spaziergang grade mal 30 min gekostet. … und den Kopf gut gelüftet!
Lieber Jörg,
Diese Woche kommen meine ersten 3 Filme seit 15 Jahren aus dem Labor, ein neuer SW und zwei 15 Jahre alte Kodakfilme. Dann geht es ans Digitalisieren. Wenn es dich interessiert, kann ich gern berichten und Bilder zeigen. Und ich werde sicher weitermachen. Dazu sind eine alte Praktika und eine FM2n bei uns eingezogen.
Und ich kam auch nicht an einer OM-2n bei eBay vorbei. Dazu gab es noch alte Objektive, ein Meyer Görlitz Primoplan 58f/1.9, eine Helios44-2 und ein Carl Zeiss Biotar 58 f/2 mit 17 blades von vor 1954.
LG Dirk
In großen Abständen immer auch mal analog. SW, selbst entwickeln und dann einscannen. Ich bin immer wieder erstaunt wieviel Film verzeiht.
Hi Jörg,
ich bin ein analoger Spinner, aber derzeit geht es mir genau so, wie du es am Anfang beschrieben hast. Das Ganze ging letztes Jahr soweit, dass ich die Fotografie fast vergessen hatte.
Ich bin nun seit 2 Wochen bei einer kleinen wunderschönen digitalen Fuji gelandet. Mit dieser arbeite ich nur in JPG und bekomme allmählich wieder meine Fotolust zurück.
Da mein Zuhause vollgestopft ist mit allerlei analogen Schätzchen, fand ich mich letztes Wochenende so wieder, dass ich mal wieder Kameras sortiert habe. Letztendlich bin ich derzeit auf der Suche nach einem analogen Workflow, der nicht so ausartend ist, wie er vormals war: Fotografieren, selbst entwickeln, einscannen, mit Lightroom bearbeiten….
Ich glaube ich werde mal so etwas wie “meinFilmlab” probieren. Fotografieren, entwickeln lassen, einscannen lassen, downloaden und freuen…
Ich wünsche dir viel Spaß mit der Canon.
Viele Grüße
Jürgen
Hallo,
seit einger Zeit (so ca. 2 Jahr) wieder. Es entschleunigt das Fotografieren wieder. Denn ohne Autofokus und so dauert es immer ein wenig bis die Kamera passend eingestellt ist. Nicht einfach Klick und fertig.
Leider brauche ich auch immer lange bis der Film voll ist und entwickelt werden kann. So oft nehme ich die Kamera einfach nicht mit.
Analoge Fotografie, ich habe mich lange dagegen gewehrt. Natürlich ist das zur Zeit ein Hype, überall werden wir mit Tests von alten Kameras oder epischen Videos von Filmen bzw. Den Marken bombardiert. Entrinnen kann man dem kaum, wenn man sich ein wenig in der „Fotoszene“ auf diversen social media Kanälen bewegt. Feuer frei auf allen Kanälen, immer, jederzeit verfügbar und natürlich begeht kein „Fotoinfluencer“ den Fehler, das zu ignorieren.
Trotzdem fand ich das Thema spannend, nach eher deaströsen Billigkäufen zweier Nikon DSLRs, nahm ich doch ein wenig Geld in die Hand und kaufte eine überholte Nikon FE2 (auch die angeblich unzerstörbaren analogen Kameras, haben Problemstellen wie Lichtdichtungen etc.) schraubte ein 50mm f 1,8 Nikkor auf die Kamera und verschoss einen Probe Kodak Gold und liess ihn im DM entwickeln, nur um zu sehen ob alles an der Kamera funktionierte.
Auch mit analogen Kameras geht dann das grosse ausprobieren los und zwar welchen Film nehme ich denn? Ich probierte diverse Ilford und Kodaks in schwarzweiss aus, um rauszufinden was mir gefällt. Der viel gelobte Ilford HP5 ist mir zu grobkörnig, auch wenn viele wegen dem Korn wieder analog fotografieren, war mir das zuviel. Natürlich legte ich dann irgendwann doch einen Farbfilm ein, obwohl das nie der Plan war. Mit denen experimentiere ich immer noch rum.
Es gilt auch noch ein anderes Problem zu lösen, was mache ich mit der Entwicklung? Die günstigste Lösung ist ein Drogeriemarkt, die Entwicklung kostet fast nichts. Auch Papierabzüge gibt es für sehr wenig Geld, aber die Ergebnisse sind manchmal so lala. Die Königsdisziplin ist das selbst entwickeln, aber das ist zeitlicher Aufwand, braucht Platz und wieder Gerätschaften und hinterher muss ich die Filmstreifen dann doch digitalisieren. Die kann ich abfotografieren (mit einem Makroobjektiv) oder es braucht einen guten Negativscanner. Und wieder gilt es die Geldbörse aufzumachen. Ich entschied mich daher einen professionellen Dienst damit zu beauftragen, den Film zu entwicklen und nachher auch zu scannen. Ich schicke einen Film dahin und bekomme einen Downloadlink mit den Scans von meinem Negativen. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen, ich bin damit mehr als zufrieden und bekomme immer ausgezeichnete Ergebnisse.
Damit gilt es auch über Kosten zu reden. Gute Kameras und ausgezeichnete Objektive gibt es für recht wenig Geld gebraucht, wobei die Preise hier im Moment sehr anziehen. Aber Filme kosten Geld, Entwicklung, scannen, Porto etc. Muss alles bezahlt werden. So komme ich mit einem 36er Film auf Kosten zwischen 30 und 40€ pro Film. So grob 1€ pro Foto. Wie gesagt das lässt sich drücken, aber es muss unter Umständen noch Zubehör gekauft werden und damit geht dann erhöhter Zeitaufwand einher, das muss jeder selbst entscheiden.
Kommen wir nun zu dem, was den Reiz an der analogen Fotografie ausmacht. Und ja sie ist anders, als die digitale, ich habe immer gedacht das ich mich auch mit einer digitalen Kamera beschränken kann auf 36 Bilder und viel weniger fotografieren. Trotzdem ist es anders, wenn wirklich nur 36 Bilder zur Verfügung stehen, wenn ich mir mehr Gedanken machen muss inwieweit das jetzt mit der analogen und dem festen ISO Wert noch mit der Belichtung hin haut, mit der digitalen drückst du dochab, mit der analogen lässt du es eher.
Mit manuellem Fokus und einem, durch den Film vorgebenen ISO Wert, ist es doch immer wieder erstaunlich wie wenig es braucht ein Foto zu machen. Blende einstellen und Zeit wählen, fertig. Das ist ein anderes fotografieren als mit der digitalen, mit der es deutlich mehr Optionen gibt. Mit der Zeit lernt man wie die Kamera vorher eingestellt wird, damit die Belichtung korrekt ist. Das kann mach auch für das digitale fotografieren gut gebrauchen. Übrigens kann ich mit den Begriffen Achtsamkeit und Entschleunigung, die immer wieder in Verbindung mit der analogen Fotografie genannt werden, nicht viel anfangen. Denn auch, wenn ich mit der digitalen losziehe bringt mich das runter und lässt mich den Alltag gut vergessen.
Mein Fazit:
Analog fotografieren macht Spaß und ist auf jeden Fall anders als mit der digitalen. Trotzdem wird mein Hauptfokus auf den Digitalen bleiben, aber 2-3 Filme pro Monat verschiesse ich schon und freue mich immer wieder, wenn der Downloadlink kommt, denn manchmal weiss ich nicht mehr, was alles auf dem Film drauf ist, weil ich schon mal vergessen haben was ich alles fotografiert habe. Immer wieder spannend.
Köstlich.
Der Hype ist ziemlich groß, wohl auch wegen Corona und den diversen Lockdowns.
Was ist bei mir passiert? Meine F90X lag im Keller, mit Akkus im Hochformatgriff, Anschalten und es war noch Saft drauf. Allerdings hatte die F90X ihre typische Krankheit. Die Deckelplatte der Rückseite ist extrem klebrig. Das ließ sich mit vieeeeeel Geduld und Isopropanol beheben.
Schwupp war ein 20 Jahre alter Fuji-Film drin und ja, sie funktioniert noch.
Schon war ich bei eBay und habe noch meinem alten Traum gesucht, einer FM2n. Die kostete Seinerzeit 999,- DM und ein 50mm Nikkor f/1.4 war diesmal auch noch drin.
Verarbeitet habe ich mittlerweile Agfa SW, Kodak Ektar 100 und Kodak Portra 400. Entwickelt wurden die Filme in Leipzig in einem Labor. Gescannt habe ich selbst mit dem Nikon ES2-Kit und einer D780 mit 60mm Micro Nikkor. Die D780 und D850 haben eine Funktion, mit deren Hilfe man die Negative abfotografiert und die jpg mit Farbkorrektur ausgibt. Das brachte ganz ordentliche Ergebnisse und spart auf längere Sicht das recht teure “Fremdscannen”.
So macht es jedenfalls Spaß und es wird immer mal ein Film verschossen. Das Digitale wird auch bei mir die Hauptsache bleiben. Schön fand ich, daß ich noch langsamer werde und vor dem Abdrücken noch mehr nachdenke.
LG Dirk
Danke Dirk für Dein Feedback!
Ich habe über das FoBloFon gerade hierher gefunden, schöner Artikel! Statt deine Frage zu beantworten lasse ich jetzt erst mal mangels Zeit nur einen kurzen Tipp da: Foto Firlé in Bockenheim entwickelt und scannt einmal die Woche. Wenn Du Montag abgibst hast du deine Bilder spätestens 2 Tage später.