Nachdem ich vor ein paar Wochen und erst neulich wieder mit meinem “Bruder” und sehr gutem Freund Stefan heftig diskutiert (natürlich sehr konstruktiv wie es sich unter besten Freunden gehört) habe, möchte ich Ihm hier ein Bild widmen – und zwar das untere der beiden nachfolgenden Bilder – das Unscharfe – und ein paar Worte investieren zu erklären warum ich – rein persönlich – zwingend etwas scharfes im Bild benötige.
Die Erklärung habe ich auch wieder in ein kleines Video gebracht, da dies einfacher rüber zu bringen ist, als in einer großen Textwüste.
Versteht Ihr mich? Konnte ich meine “Challenge” in diesem Video transportieren?
Fotografen die mit Unschärfe “arbeiten”:
- Hiroshi Sugimoto
hat einen starken Fokus auf Architektur
www.sugimotohiroshi.com/artworks - François Fontaine
Analog – Szenen aus Spielfilmen vom Fernseher abfotografiert
www.francoisfontaine.com - Anton Corbijn
Arbeitet in der Portraitfotografie gerne mit 1/30 oder 1/60 und leichter Bewegung beim Abdrücken
camerawork.de/kuenstler-anton-corbijn - Jim Rakete
hat den Portraitierten die Zeit gegeben, die man braucht, um die Zeit anzuhalten: eine Achtelsekunde. 1/8 sec und das auch in einem Bildband festgehalten
www.jimrakete.com/de/photography - Andreas Jorns
“schärfe gibt es beim Inder”
www.ajorns.com - Esther Haase
„Schärfe wird nicht überbewertet, aber Unschärfe wird definitiv unterbewertet“
estherhaase.com - Heinrich Kühn
Unschärfe in der frühen Fotografie – durch das Verfahren Autochrome
de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Kühn_(Fotograf)
Bilder mit “viel” Unschärfe…
… sind für mich gerne genommen. Ich arbeite sehr gerne mit Offenblende und viel Unschärfe um die Augen zu lenken auf das (scharfe) Ziel und Motiv. Mit “viel” Unschärfe meine ich große Bildteile die vom Bokeh des Bildes eingenommen werden. Ich brauche nicht viel schärfe im Bild, aber mein ganz persönlicher Blick muss irgendwo im Bild “hingeführt” werden.
Wie ist Eure Meinung dazu?
- Muss ein Bild etwas scharfes haben?
- Braucht ein Bild einen Punkt zu dem das Auge gelenkt wird?
- Braucht ihr einen Fokuspunkt, eine Zielorientierung in einem Foto?
- Hat ein Bild das keine Stelle irgendwo im Bild scharf hat, eine Message? Spricht ein Bild mit Euch das nirgends scharf ist?
- Ist generelle Unschärfe ein Unfall oder ein Gestaltungsmittel für Euch in der Fotografie?
Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinungen und Feedback und hoffe auf einen Dialog in diesem Blogpost. Bitte nutzt die Kommentarfunktion unten stehend.
Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Euer Jörg Langer
OK, hier ein paar Gedanken…
– Es gibt sicherlich ein paar Fotos, die komplett unscharf sind, die aber auf mich wirken können.
– Ich selbst käme aber nie auf die Idee, absichtlich alles in einem Foto unscharf darzustellen. Ich würde es wohl als Aufnahmefehler betrachten.
– Fotos auf denen alles – von vorne bis hinten – scharf ist, finde ich, bis auf wenige Motive (Landschaft, dokumentarische Architektur), ästhetisch unschön.
– Ich denke da wie du: viel Bokeh – sofern es schön oder spannend ist – aber zumindest ein Bereich muss scharf sein.
– Muss ein Foto eine Geschichte erzählen? Nein, nicht immer. Es gibt Sujets, da geht es um eine Darstellung. Aber anders herum: ein wirklich gutes Foto wird immer irgendwie einen Gedanken im Betrachter hervorrufen, der sich zu einer Geschichte entwickeln kann.
Hallo Jörg,
Das kommt für mich sehr auf das Motiv an, enthält es viele Farben, Formen oder Linien finde ich ein komplett unscharfes Bild eher reizvoll. Bei Menschen kommt es immer drauf an, wieviel unscharf ist, das geht auch komplett in Unschärfe, wenn das Motiv noch zu erkennen ist. trotzdem habe ich dort lieber einen Punkt der scharf ist. Er kann auch noch so klein sein, das ist mir dann egal.
Bei allen anderen Aufnahmen bevorzuge ich dann doch lieber etwas Schärfe.
Kommentar auf YouTube:
Es kommt drauf an. :-D Grundsätzlich gehe ich mit Dir konform, auch ich muss in der Regel einen Schärfepunkt im Bild haben. Aber es gibt Ausnahmen. Eine davon sind “Blurriy lights”, ich meine damit Bilder die in der Dunkelheit aufgenommen wurden, wo es Lichtquellen hat, die jedoch gänzlich unscharf sind. Z.B. dieses Foto: https://flic.kr/p/9bSn3T Das ist etwas, was meine Phantasie anregt.Aber auch Bilder, die durch eine gezielte Bewegung der Kamera entstehen. Wie z.B. in der Facebookgruppe ICM Photography: https://www.facebook.com/groups/icmphotomag/ Da ist es nicht jedes Foto, aber doch das eine oder andere, was mich rein durch die Ästhetik (meint: Formen, Linien etc.) tatsächlich anspricht. Oder eben auch so Bilder wie das von Dir aus dem fahren den Auto. Wobei das ja eigentlich wieder in die Kategorie der vorgenannten FB-Gruppe gehört. Persönliches Fazit: es kommt drauf an. Bei mir nämlich ganz klar auf das Bild selbst. Verallgemeinern kann ich das nicht.
Kommentar auf YouTube:
Wenn Unschärfe aussieht, als wäre sie ein „Unfall“, dann habe ich da das gleiche Problem wie du. Es gibt aber gänzlich unscharfe Fotos bei denen man eine Absicht herauslesen kann; und dann kann das eine gute Wirkung haben. Ich behaupte aber, dass bei 10000 unscharfen Fotos vielleicht mal eines dabei ist, auf das das zutrifft. Ist aber nur meine Meinung. Andere mögen das anders sehen.
Kommentar auf YouTube:
Du erklärst ganz wunderbar was du brauchst. Und auch deine Begründungen dazu warum das so ist, sind einleuchtend und über jeden Zweifel erhaben.
Von Stefan habe ich noch nie ein komplett unscharfes Foto gesehen. Jetzt frage ich mich ob mir meiner Wahrnehmung etwas nicht stimmt.
Aber da du nach anderen Meinungen fragst…..für mich persönlich gibt es am liebst gar kein „muss“. Alleine das Wort ist für mich so Einschränkend, so das mir ein Stück Kreativität verloren geht. Ich sehe es auch so das ein Foto mit etwas Schärfe Halt gibt und auch Spannung erzeugt. Die Frage ist also was passiert wenn ich Halt und Spannung mal los lasse. Für meinen Kopf ist das dann angenehmer, Leichtigkeit kehrt ein. Meine Verbissenheit, bricht auf und es darf wirklich geträumt werden. Der Traum ist dann nicht fest vor gegeben. Alles ist wie in Watte gepackt und es ist offen was da kommen mag.
Bei mir ist es eher so, das was ich brauche ist wechselhaft, mal so und mal so. Hängt von meiner Stimmung ab.
Wenn du mich fragst welches Foto mir besser gefällt, das vom unscharfen oder das vom Scharfen Turm. So weiẞ ich die Antwort nicht. Ich kann nur sagen, sorry, gefallen mir beide nicht.
Meiner Meinung nach, ist wichtig das der Fotograf immer bei sich bleibt und das Foto so aufnimmt wie es gerade für ihn selbst richtig ist.
Denn nur so bekommen wir unterschiedliche Sichtweisen. Und Einblicke in die Seele der Fotografie. Oder den Spiegel unserer Seele zu sehen. Das finde ich ist spannend und kann sogar auch Schärfe haben oder zumindest pikant sein und verrät was ich gerade brauche.
Kommentar aus YouTube:
Ich habe da ein ganz klares „kommt drauf an“ ;). Normalerweise habe ich die selbe Meinung wie Du, aaaaaber es gibt schonmal unscharfe Bilder, die ich mag. Z.B. vertikal verwischte Baumreihen o.ä. es darf nicht wie ein Unfall oder Versehen aussehen. Liebe Grüße Mark
Kommentar aus YouTube:
Teile zu 100% deine Meinung, meine Bilder müssen einen Schärfepunkt haben sonst sortiere ich sie aus.
Viele Grüße aus dem Fichtelgebirge Thomas
Kommentar aus YouTube:
Also ich persönlich kann mit gänzlich unscharfen Fotos zu 99,9 % nichts anfangen.
Ich mag gerne ein gutes Bokeh im Hinter- oder auch Vordergrund, aber da muss schon eine Stelle sein, die scharf ist. Wobei gutes Bokeh ist ja auch wieder Ansichtssache, das sieht ja auch wieder jeder anders, ich meine damit ein Bokeh das mir gefällt.
Allerdings finde ich auch Fotos gut, wo alles scharf abgebildet ist. Das muss dann aber zum Motiv passen, zb in der Architekturfotografie oder Landschaftsfotografie.
Aber jeder wie er mag, ein richtig oder falsch gibt es eigentlich nicht.
Kommentar auf Facebook:
“Sharpness is a bourgeois concept” is a favorite quote by Henri Cartier-Bresson (1908-2004)