Eine Bridgekamera – warum? – oder – Meine neue Liebe zu Vroni… (Leica V-LUX)

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Nur richtige DSLR Kameras machen gute Bilder!
DSLR Kameras sind doch tot, nur die guten Systemkameras machen die richtigen Bilder.
Bridgekameras sind nur Spielzeuge und was für Anfänger.
Wer fotografiert eigentlich noch mit Kameras, die Smartphones sind doch alle so gut mittlerweile…

Leute, Leute, ich kann es nicht mehr hören und lesen. Es ist doch völlig egal mit welchem “Werkzeug” oder gar “Spielzeug” man zu dem Ergebnis kommt, das jeder für sich selbst erzielen möchte. Ich selbst nutze ein, für meinen Geschmack sehr gutes Smartphone und bin von den Bildern die da teilweise heraus kommen, echt “geflasht”, fotografiere aber dennoch lieber mit einer “richtigen” Kamera. Mir ist dabei völlig egal, welcher “Schublade” diese Kamera angehört, solange es mir damit Spaß macht, dass einzufangen was ich beabsichtigte einzufangen. Wichtige Kriterien bei der Kamerawahl sind bei mir:

  • Bildqualität
  • Spaß am Werkzeug
  • Gewicht
  • Einsatzfähigkeit für den jeweiligen Einsatz
  • Service des Herstellers

Das ich sehr gerne mit meiner Leicakuh – der Leica Q (Typ 116) – unterwegs bin, dürfte Euch meinen digitalen Verfolgern, nun seit über einem halben Jahr kein Geheimnis mehr sein. Das ich zu dieser Kamera eine zweite Begleiterin gesucht habe, sicher auch nicht. So bin ich zu einer Leica D-LUX 109 gekommen. Mit dieser kleinen, sehr schicken und edel aussehenden Kamera bin ich nicht warm geworden (siehe Punkt 2 oben meiner Auswahlkriterien) obwohl Punkt 1 schon gepasst hat. Aber irgendwie funzten wir beide nicht gut miteinander. Da dieses kleine “Stück” dann auch noch nach nur drei Wochen einen technischen defekt bekam und nicht mehr zoomen wollte, habe ich die kleine Daisy, wie ich die D-LUX nannte, zurück nach Wetzlar getragen und quasi heim ins Reich geschickt. Der Service bei Leica ist der Hammer. Man wird von netten Damen (und ich glaube es gibt auch Herren) in weißen Kitteln mit in eine Servicekammer genommen, bekommt einen Kaffee angeboten und erklärt erst mal sein Problem. Kurze Zeit später werden einem die möglichen Optionen erläutert. Bei mir waren das A die Reparatur oder kulanterweise B ein Austauschgerät. Ich wählte Option C und tauschte meine defekte D-LUX (Typ 109) um in eine Leica V-LUX (Typ 114). Die Leica V-LUX, war zuerst aufgrund Ihrer Bauform und Größe nicht meine erste Wahl, sollte aber von den Specs her eher “mein Babygirl” werden als Compagnon zur Leicakuh. Ich hatte auf diesen Austausch definitiv keinen Rechtsanspruch, aber dennoch war dieses bei Leica im Leitz-Park in Wetzlar möglich. Chapeau, Leica. Danke!

Die Leica V-LUX ist ein “Superzoomer” oder auch offiziell Bridgekamera genannt. Wikipedia sagt über Bridgekameras:

Als Bridgekamera wird eine Kamera bezeichnet, die Eigenschaften von Spiegelreflexkameras und Kompaktkameras vereint, also in Bezug auf Ausstattungs-, Qualitäts- und Funktionsmerkmale eine Brücke zwischen beiden Konstruktionsprinzipien schlägt. Dieser Kameratyp wird oft auch als Prosumerkamera bezeichnet, um seine Stellung zwischen „Professional“- und „Consumer“-Kameras anzudeuten.

Der Ausdruck „Bridgekamera“ wurde 1988 mit der Halbformatkamera Yashica Samurai und nachfolgenden Modellen anderer Hersteller geprägt. Das Konstruktionsprinzip der Bridgekameras wurde anfangs auch für digitale Kameras übernommen.

Die Bezeichnung Bridgekamera hat mit der weiten Verbreitung digitaler Kameras einen Bedeutungswandel erlebt und bezeichnet in diesem Bereich Modelle, die nicht auf Kompaktheit getrimmt sind, sondern sich in der Regel durch aufwendige Zoomobjektive mit großem Zoombereich und vergleichsweise hoher Lichtstärke auszeichnen sowie neben den üblichen Automatikfunktionen auch manuelle Einstellmöglichkeiten bieten. Typisch ist auch das Vorhandensein eines Blitzschuhs und eines eingebauten elektronischen Suchersystems.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bridgekamera

Was hat für mich persönlich für die Bridgekamera Leica V-LUX gesprochen?

  • höhere Auflösung: 20 Megapixel
  • Dreh- und Schwenkdisplay – zum Filmen sehr gut
  • enormer Zoombereich (25-400mm)
  • selber Akku wie bei der Leicakuh (obwohl diese keine “Panaleica” ist) – ein für Reisen enorm wichtiger Punkt für mich
  • Liegt sehr gut in der Hand
  • ist viel leichter als sie aussieht

Der Plan war, diese Kamera in der Woche Urlaub auf Fehmarn so richtig auf Herz und Nieren zu testen. Diese Woche war krankheitsbedingt nur nicht so richtig Urlaub, sondern vielmehr eine Locationveränderung meines Lazarets, denn ein fieser Männerschnupfen mit schicken nervenden Rückenschmerzen fing zwei Tage vor dem Urlaub an mit mir Tango tanzen zu wollen. So wurde aus einem sehr tiefgehenden “24×7-Test” nur ein kleiner “ab-und-zu-mal-spazieren-gehen-Test”, aber dieser fiel für die Leica V-LUX sehr gut aus.

Kurzum: Ich bin bis auf Kleinigkeiten (die hat man ja immer an jedem Werkzeug) sehr zufrieden.

Die Kamera liefert gerade als Reisekamera irre Vorteile, die ich mal versuche in Stichworten und Bullet-Points zusammen zu fassen:

  • Der Brennweitenbereich ist für eine Reisekamera der Wahnsinn (25-400mm) – sagenhaft!
  • Die Bildqualität ist enorm hoch und muss sich keineswegs hinter System- oder DSLR-Kameras verstecken.
  • Die V-LUX ist irre gut iPad kompatibel (ich nehme RAW und JPEG Fine auf) und die Bilddaten werden alle sauber mit dem iPad Connection Kit übertragen (geht aber auch per WiFi) und ich kann die volle Auflösung der JPGs am iPAD nutzen und dort weiter verarbeiten. Die RAWs importiere ich dann später zu Hause entweder aus dem iPad heraus oder von den SD-Cards nach Lightoom).
  • Die Kamera ist viel leichter als sie aussieht.
  • Die Kamera nutz den selben Akkutyp wie meine Leica Q. Auf Reisen ein für mich enormer Vorteil.
  • Das Kameramenü ist Panasonic-Like (von denen kommt ja auch der Ursprung in Form der Panasonic FZ1000) aber nach ein paar Tagen ist das alles selbsterklärend und nicht zu überladen.
  • Der Autofokus ist enorm leistungsfähig, flott und vor allem sehr zuverlässig. Ich habe von etwa 500 Bildern kein einziges wo der Fokus nicht dort sitz wo er sitzen sollte. Das ist enorm.
  • Die Serienbildgeschwindigkeit ist brauchbar flott.
  • Das Dreh- und Schwenkdisplay ist praktischer als ich am Anfang dachte. Ich nutze an meinen anderen Kameras bisher nur Klappdisplays die nur nach unten oder oben geklappt werden können. Bei der V-LUX kann man das Display komplett verdecken (wäre für die neue Leica M ohne Display vielleicht auch eine Alternative gewesen…) oder eben auch ganz heraus schwenken und für Selfies auch ganz nach vorne drehen. Für Video-Interviews mit sich selbst gar nicht so unpraktisch.
  • Der Stabilisator arbeitet grandios – auch beim Filmen.

Natürlich habe ich trotz aller Liebe zur “Vroni” (so heißt die V-LUX im Hause Langer) nicht die Objektivität verloren und habe auch – konstruktive – Kritikpunkte:

  • Nur Blende 8 – ich hätte mir öfter mal eine brauchbare Blende 16 gewünscht…
  • keinen eingebauten ND-Filter.
  • Kameragurt-Ösen wie an der Leica Q oder allen anderen Leicas (denn dafür habe ich viele schöne Gurte…).
  • Filmen nur im P-Modus. Hier würde ich mir mehr M-Modus wünschen. Dennoch ist die Videoqualität sehr gut inkl. dem Ton des eingebauten Mikros.

Ein paar “Testbilder” habe ich in meinem Adobe Slate zu dieser Woche eingestellt, alle 100% JPG und 100% unbearbeitet. Schaut mal rein:

Klick aufs Bild führt zu Adobe Slate und meinem Fehmarn-Bericht
Klick aufs Bild führt zu Adobe Slate und meinem Fehmarn-Bericht

Da ich ja eher der Videomuffel bin und das nur auf dringenden Kundenwunsch mache, habe ich diese Woche öfter mal den Videobutton gedrückt und mit dem iPad und der App iMovie einen kleinen vier Minuten Clip zusammengeschnitten. Das Ergebnis dieser Aktion zeige ich Euch hier auch gerne mal:

Da ich gerade beide Kameras mit dabei habe, kann ich Euch aber mal eben ein paar Bilder zeigen die die beiden Bridgekameras nebeneinander zeigen:

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Beide Kameras – egal für welche man sich entscheidet – liefern sehr gute und hochwertige Bildergebnisse – vorausgesetzt man weiß was man tut. Wer noch kein System hat und sich etwas in dieser Richtung zulegen möchte, sollte sich meines Erachtens mal die ganz neue Sony RX10 Mark III anschauen. Bei der neuen ist der Zoombereich mit 24-600 mm noch mal deutlich aufgewertet worden und sie kann jetzt auch 4K-Videos aufnehmen. Ich denke die neue RX10 ist der aktuelle Platzhirsch im Gehege der Bridgekameras.

Vroni, i moag diii

Egal mit welcher Kamera Ihr Eure Bilder macht, habt Spaß damit und lasst den anders denkenden Fotografen – auch denen mit dem Smartphone – ihren Spaß! Da wäre mein persönlicher Wunsch an die online diskutierenden Fotofuzzys da draussen…

Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Jörg Langer

10 Kommentare

  1. Ein besonderer Spaß ist es doch immer, ein Satzfragment aus einem Beitrag zu nehmen, total aus dem Kontext zu reißen und sich darauf zu beziehen:
    “[…] mit mir Tango tanzen […]”

    Ja cool, Du tanzt jetzt Tango? Ich komm euch mal besuchen und dann gehen wir gemeinsam eine Runde tanzen!!! :)
    (und zumindest ein Teil dieser Aussage ist ernst gemeint)

  2. Du wechselst schneller Deine Kameras als ich meine …
    Da wollte ich noch was zu Deiner letzten schreiben, dass kann ich ja dann lassen. Und ich wollte Dich beglückwünschen, dass Du wieder bei mFT angekommen bist (immerhin warst Du einer von denen die mir die Entscheidung für meine Olympus recht einfach gemacht haben). Und da ziehst Du jetzt weiter zum 1”-Sensor. ^_^

    1. Ein FZ1000 hätte ich günstiger bekommen können, eine V-LUX aber nicht. Meine Kaufkriterien hatte ich ja explizit erklärt und Panasonic ist in Sachen Service nicht das was ich unter Service verstehe.

  3. Hallo Jörg,
    habe gerade Deinen Bericht zur Vroni gelesen, wirklich gut! vor allem ist die Konfiguration die gleiche bei mir – ich suchte zu meiner Leica Q eine, die etwas mehr Zoom hat (was nicht schwer ist bei der Festbrennweite meiner Kuh :-) Gerade bei Architektur und Kirchen mit ihren schönen Details die ich nun entdecke, hilft einem “Fußzoom” ohne Kletterausrüstung kaum weiter! Und heraus-croppen wollte ich bei den Bildern nicht – obwohl ja die Q2 nun noch mehr Megapixels hätte – und wasserdicht ist, was durchaus einen Mehrwert darstellt. Werde aber meine “alte Q” behalten – jedoch: die 400 mm sind aber schon sinnvolles Zubehör, wenn man sie mal braucht. Habe dafür noch eine kleine Leica C (nicht C-Lux), aber die ist mir fast zu “Spielzeughaft” in der Hand (vom Sucher mal ganz zu schweigen!!) Macht nicht so richtig Spass. Und die Bilder sind schön, aber schon eine deutlich kleinere Liga.
    Ich hatte tatsächlich auch früher mal die V-Lux 1, und diese dann leider(!) vor dem Kauf der Q verkauft, …den Fehler habe ich bereut, das schönste bei der 1er war die tolle Innenfokussierung. Kein teleskop fährt vorne aus. Nun wollte ich mir diese Kamera dann also vor 2-3 Wochen nochmals “neu” kaufen und habe mal bei ebay geschaut, aber letztlich ist das Teil doch schon recht alt und ich denke, dann auch anfälliger für Defekte. Dafür 200 Euro zahlen ist schon viel! Auch ist der Sucher nicht mehr Stand der Technik, bei der V-Lux 1 ist der eher ein Guckloch, man sieht ja die Pixel! Ebenso ist der Sensor so klein, dass die Bildqualität zur Q deutlich absacken dürfte. Habe dann schon fast die aktuelle V-Lux 5 im Blick gehabt und dann entdeckt, dass es zwischen der V-Lux 4 und der 5 noch die “Typ 114” gab (was reitete Leica denn, diese Typ-Bezeichnungen einzuführen!) Im Internet habe ich nun die V-Lux 114 relativ preiswert erstanden, da diese ja technisch fast der 5er entspricht, und nun warte ich, dass sie Anfanf 2020 kommt, und las gerade Deinen Beitrag. Dass die gleichen Akkus zum Einsatz kommen ist ja phänomenal, soweit war ich nicht eingestiegen…ich bin begeistert! Meine letzte Skepsis ob der Kauf wohl sinnvoll war (immerhin habe ich nun im Urlaub 2 große Kameras zu tragen) ist aber nach der Betrachtung Deines Beitrags zu Fehmarn mit den tollen Aufnahmenwie weggeblasen :-) Dafür Danke – und ich bin sehr gespannt auf die Typ 114!
    Auch bei einer Bilderschau denke ich, kann man die Aufnahmen beider Kameras (also Q und V-Lux) gut mischen. Deine Einschätzung zu den Bridge-Kameras teile ich übrigens 100%. Sie haben ihre Daseinsberechtigung ebenso wie gute Smartphone-Schnappschuss-Kameras.
    Einen guten Rutsch morgen ins 2020er und:
    Allzeit Gut Licht!
    Thomas, aus Südbaden.

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