Warum genau die? Die kann doch nix… die Nikon Zfc nach einem halben Jahr

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Nikon Z fc - Die kann doch nix - Oder doch?

„Wie zufrieden bist Du mit der Nikon Zfc? Ich suche schon ewig eine Kamera für die Seele🤔. So ein Begleiter für mich persönlich soll sie sein…“

So die WhatsApp Frage auf einen Status von mir bezugnehmend, bei dem meine kleine Alltagsfreundin, die Nikon Zfc mit zu sehen war.

„Jörg, warum diese Kamera? Du hast die genialen Nikon Z6 und Z7 als Arbeitstiere. Warum diese Kamera mit dem kleinen Sensor, dem gering auflösenden Sucher und dem rutschigen Gehäuse? Warum?“

Auch eine Frage, die ich so oder so ähnlich schon oft gehört habe.
Nun, eigentlich bauen diese beide Fragen aufeinander auf und beantworten sich zwischen den Zeilen auch schon annähernd selbst. Irgendwie…

Es stimmt – die Kamera hat rein technisch nahezu nur Nachteile!

Sachlich betrachtet, rein theoretisch und vom Datenblatt her, verstehe ich die Fragen in diese Richtung nur zu gut. Die Kamera hat nur 20 Megapixel und hat „nur“ einen Crop Sensor mit dem APS-C Faktor von 1,5. Der Sucher der Nikon Zfc hat eine recht geringe Auflösung, welche keinesfalls mit dem Sucher einer Nikon Z6/Z7 oder einer Sony Alpha irgendwas oder vergleichbaren anderen Systemkameras mithalten kann. Die Kamera hat ein Gehäuse wie ein Foto-Briket aus den 70ern, dass man ergonisch betrachtet, nicht wirklich gut halten kann. Die Kamera hat keinen Kamerainternen IBIS / Bildstabilisator. Und so weiter…

Und trotzdem nutze ich sie deutlich häufiger und weit lieber als alle anderen!

… und das seit nun mehr als sechs Monaten. Ich habe sogar Aufträge damit geschossen. Die Kamera hat eine Seele und diese spricht mich an.

Nein, ich habe nichts getrunken, außer Kaffee in großen Mengen. Es klingt schon nahezu esotherisch, aber die Kamera macht etwas mit mir. In Gesprächen nenne ich es auch gerne den „Leica-Effekt“, denn die kleine „billige“ und „alt“ aussehende Nikon ist in vielen Belangen wie eine alt aussehende (und dramatisch überteuerte) Leica. Meine damalige Leica Q oder Leica Q2 konnte ja auch „quasi nix“ und dennoch habe ich damit lieber fotografiert als mit den anderen Kameras die „mehr können“.

Wertet das die anderen Kameras, wie meine Nikon Z6 oder Z7 ab?

Nein, auf keinen Fall. Diese beiden „Arbeitstiere“ habe ich nun seit 4 Jahren (die Nikon Z7) und sogar schon seit 5 Jahren (die Nikon Z6) regelm. im Einsatz. Gerade bei Hochzeiten nutzen wir beide, meine liebe Frau und Fotografen-Kollegin, die beiden Nikons sehr gerne. Dabei ist die kleine Nikon Zfc dann das Backup in der Tasche oder mit einem speziellen Objektiv, je nach Aufnahmesituation, auch mal am Mann/Frau. Diese beiden Kameras sind für uns reine Werkzeuge, mit denen wir hoch professionelle gewerbliche Aufnahmen anfertigen können und auch gerne machen. Die beiden liegen ergonomisch, auch nach vielen Stunden intensiver Nutzung – wie eben bei Hochzeiten – sehr bequem in den Händen und „liefern einfach genial ab“. Sind das emotionale Werkzeuge für die Seele? Nun, sie machen eben einfach Ihren Job.

Die Nikon Zfc, die kleine mit den vielen „Nachteilen“ ist da anders!

Ja, die kleine Nikon Zfc ist eine Kamera für die Seele. Die Kamera macht trotz Ihres „nur“ Crop-Sensors, dank der „nur“ 20 Megapixel sehr gute Fotos die auch in hohen ISO Werten nur bedingt rauschen.

Die kleine Nikon hat ein Schwenk und Klappdisplay, wodurch man die Kamera noch deutlich vielseitiger einsetzen kann. Die Kleine hat einen Mikrofoneingang und macht ausgezeichnete Videos, durch das Schwenkdisplay auch extrem gut für Vlogs geeignet.

Die JPGs aus dieser Kamera sind astrein und sehr gut direkt verwendbar (und Ihr wisst wie sehr ich auf RAWs und eine anständige RAW-Entwicklung stehe und „poche“!).

Die direkte Anbindung an mein iPhone mit der synchronisation der Ortungsdaten, die dann direkt in die Bilder mit rein geschrieben werden und der direkte „on the Fly-Sync“ der 2 Megapixel Dateien (die JPGs – nicht die RAWs!) aufs Smartphone für die direkte Weiterverarbeitung in Instagram und Co machen so dermaßen viel Spaß wie kaum eine andere Kamera das bei mir bisher geschaft hat. Wenn ich eins hasse, dann sind es Kamera-Apps bei denen ich zig Minuten brauche um eine zuverlässige Verbindung hinzu bekommen. Das ist bei der Nikon eben ganz anders. Diese App läuft einfach mit im Hintergrund und bei jedem Klick in der Kamera habe ich ein fertiges Zwei-Megapixel-JPG auf meinem iPhone.

Ja die Kamera hat ein Gehäuse wie meine Nikon FM2 aus den End70ern, aber genau das mag ich an Ihr. Aber auch gerade durch dieses „altbackene“ Gehäuse fällt man viel weniger auf und wird als weniger „störend“ wahrgenommen. Man hat diese Kameras früher anders gehalten und man hat auch anders fotografiert.

Die Fotografie hatte damals (und für mich auch heute noch wenn ich meine Nikon FM2 nutze) eine andere Art, eine besinnlichere Geschwindigkeit und einen Ticken mehr „Überlegung“ versus dem „Geballere“ modernere Kameras.

Wisst Ihr was ich meine? Und genau deswegen nutze ich so gerne eine Kamera, wie die Nikon Zfc, die eben offensichtlich nicht allzu perfekt ist, aber dafür eine große Portion Spaß macht und tolle Ergebnisse abliefert, dir mir persönlich gefallen, Spaß machen und satte Erinnerungen schaffen. Und geht es bei der Fotografie nicht genau darum?

Hoffentlich seid Ihr Inluencer-Geimpft…

Offensichtlich konnte ich auch schon andere „anfixen“. Ich hoffe Ihr seid „Influencer-geimpft“ und könnt dem Kaufdrang nach diesem „Fotofuzzy-Laber-Beitrag“ über die kleine Nikon Zfc jetzt widerstehen. Das nachfolgende Foto hat ein lieber Kollege aus unserer Fotoschnack-WhatsApp Gruppe wenige Tage nach unserem persönlichen Treffen gepostet…

An dieser Stelle sei offen und ehrlich erwähnt, dass dieser Beitrag hier keine Werbung ist, da ich meine Nikon und alles dazu völlig freiwillig bestellt habe und komplett selbst bezahlt habe. Weder Nikon noch andere Unternehmen profitieren von diesem Blogposting, zumindest nicht von mir beabsichtigt, da dies ein Erfahrungsbericht und keine bezahlte oder gewollte Werbung ist. Solltet Ihr Euch jetzt eine Kamera für die Seele kaufen, aufgrund meines Beitrages, so freut mich das sehr für Euch und Eure Seele, aber mein Konto hat dadurch nichts davon.

Mit welchen Objektiven nutze ich die Nikon Zfc?

Ich nutze meine kleine Seelenkamera, beim (leider sehr seltenen) Privatvergnügen, tatsächlich mit dem kleinen handlichen Kit-Objektiv, dem Nikkor 16-50, also einem sehr handlichen Objektiv, das auf Kleinbild gerechnet ein 24-75 mm Objektiv ist. Diese Optik macht sehr viel Spaß und ist auch optisch nicht schlecht für seine kleine Bauart und seinen günstigen Preis.

Des weiteren nutze ich an der Nikon Zfc gerne das kleine handliche Nikkor 28 Z 2.8 (leider nicht in der schicken SE-Variante) und ebenso das Nikkor Z 40 2.0 (auch hier leider nicht die so sexy aussehende SE-Variante). Gerade für Portraits ist das 40er, dann ja wie ein 60er mit einer 2.0er Offenblende und hat ein wunderschönes Bokeh in einem sehr kleinen und handlichen Gehäuse. Ich mag die kombination aus 40 mm am Crop-Sensor sehr, denn mit dem 40er bin ich am Vollformat bei seinen „echten“ 40 mm nie warm geworden.

Auf Reisen habe ich auch das Nikkor Z 24-200 gerne an der Nikon Zfc dran, das dann ein 36-300 mm Objektiv mit Stabilisator ist. Damit hat man eine sehr umfangreiche Brennweite dabei und es fehlt einem an fast nichts.

Zusätzlich habe ich noch das LAOWA 10 mm Cookie (manueller Fokus) für das Nikon Z Bajonett dabei. Damit habe ich, wenn ich mal „weiteres“ als 24 mm (auf KB gerechnet) brauche, auch ein 15er weites Weitwinkel zur Hand.

Und jetzt? Was passiert jetzt?

Jetzt lege ich mein iPad, mit dem ich diesen Beitrag gerade verfasst habe, zur Seite und spiele eine Runde Caracassonne mit meiner Frau, denn wir sitzen gerade in unserem Wohnwagen, dem Offline, direkt am Rhein und schauen den vorbeifahrenden Schiffen zu, während es angenehm regnet und schön muckelig warm ist in unserer Wohndose. Wir genießen die Zeit ohne Termine und ohne Stress und Druck. Und vielleicht machen wir auch noch das eine oder andere Bild – mit meiner Seelen-Kamera – der kleinen Nikon Zfc.

Habt Spaß, genießt das Leben und macht schöne Fotos!

Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Euer Jörg Langer

15 Kommentare

  1. Vielen Dank für deine Eindrücke zur Kamera. Schade dass du keine Bilder zeigst, die mit der Fzc entstanden sind. Das würde nicht nur den Blogpost etwas auflockern, sondern man könnte besser nachvollziehen warum dir die Kamera so gefällt.

    1. Hallo Andre,

      danke für Deinen Kommentar, mit dem Du natürlich Recht hast. Ich habe die hier im Blog gezeigten Aufnahmen seit September/Oktober 2022 nahezu alle mit der Nikon Zfc gemacht. Ich kann die Tage aber auch vielleicht hier noch mal ein paar Aufnahmen raussuchen und hier ergänzen.

      Tendenziell ging es mir nicht um Fotos zeigen in diesem Beitrag, sondern vielmehr um das „Warum macht eine Kamera Spaß“, denn machen wir uns doch nichts vor, sensationelle Bilder können alle aktuellen Systemkameras der letzten fünf Jahre machen – egal welches Modell oder welcher Hersteller. Ob ein Bild „besser“ oder „schlechter“ ist, entscheidet heutzutage kaum noch die Kamera, sondern vielmehr der Fotograf, das Licht, der Ort, die Begebenheit und natürlich das Motiv.
      Liebe Grüße und frohe Ostern.
      Euer Jörg

  2. Ich kann das alles in gewissen Grenzen nachvollziehen und entdecke ähnliche Verhaltensmuster bei mir. Hier allerdings ne GX9, quasi als Volks-Leica. Dazu paar manuelle Objektive. Gerade Laowa baut hier echt schöne Linsen. In der mFT-Version passen da auch mal 2 locker in die Hosentasche. Ich Nutzer das 17er und 7,5er sehr gerne. Wenn ich nur die Kamera mitnehme ist eigentlich immer das 17er drauf.

    Selbst an der R6 nehme ich gern manuelle Linsen oder arbeite manuell. Und bin gerade bisschen hibbelig, weil das neue 28/1.2 von Laowa noch nicht lieferbar ist.

  3. Hi Jörg, schöner Seelenbeitrag. Ich kann dich verstehen, ich fotografiere auch nur noch mit Kameras, die nix können (Fuji X und neuerdings Ricoh GR).
    Neben dem Gefühl kann ich die Sympathie zur schnellen Übertragung ans Handy nachvollziehen, das ist dann schon sehr cool, wenn es hier schnell geht.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß.
    Herzliche Grüße
    Jürgen

  4. Wir haben Heute Kameras die technisch viel mehr bieten. Der Nutzen für den Fotografen ist gering. Die meisten Bildschirme können die Details nicht darstellen, der Ausdruck auf einem hochwertigen Drucker ist auch nicht in der Lage den Detailreichtum voll umfänglich darzustellen da die Fotopapiere den hohen Kontrast nicht darstellen können.
    Auch unser Auge kann die vielen Details nicht wahrnehmen. Nur durch hochwertige Bearbeitung in professioneller Software, durch Spezialisten kann die Darstellung optimiert werden. Zum Glück kann man die vielen technischen Möglichkeiten im Labor messbar darstellen. Leider ist umfangreiches Fachwissen gepaart mit Genie etwas was Bilder sehr gut macht, und das kann man nicht kaufen.

  5. Ich habe seit etwas mehr als einem Jahr die Z fc und möchte gar keine andere Kamera mehr. Dieser “Retro-Ziegel aus den späten 1970ern” mit dem Z DX 24 mm/1.7 ist alles, was ich fotografisch zum glücklich sein brauche.

    1. Noch als Nachtrag zu meinem Beitrag vom 08.07.23:
      Neben dem Z DX 24 mm/1.7 habe ich auch sämtliche anderen Z DX-Objektive, die bislang auf dem Markt sind, mit Ausnahme des Z DX 18-140 mm. Die komplette Ausrüstung wiegt nur 60 % meines alten DSLR-Equipments, deckt in der Praxis den gleichen Brennweitenbereich ab und begleitet mich auf allen Touren in einem kleinen Rucksack. Wenn ich aber nur mit der Kamera losziehe, also den Rucksack daheim lasse, dann ist das 24-mm-Objektiv meine erste Wahl.
      Wie gesagt, ich will gar keine andere Kamera mehr. Die kleine Z fc hat mir den Spaß an der Fotografie zurück gebracht, den ich schon ein wenig verloren geglaubt hatte.

  6. Danke für diesen Artikel. Mir geht es genau so. Die Zfc ist mittlerweile die “immerdabei” und Reisekamera geworden. Ich verwende damit oft auch alte, manuelle, Objektive. damit ergibt sich für mich so eine Art Entschleunigung die einfach Spass macht. Möglicherweise schätzt man so eine Kamera mehr, wenn man noch von der analogen Fotografie her kommt.
    Es ist sicher so, das die Zfc nicht technisch beste Kamera ist, aber die Bildqualität und die Möglichkeiten sind trotzdem hervorragend. Manchmal habe ich den Eindruck, viele Fotografen sind heute hauptsächlich auf der Suche nach der besten oder perfekten Kamera. Früher waren Fotografen auf der Siche nach dem perfekten Bild…..

    1. Hallo Rolf,
      ein herrlicher Kommentar. Danke dafür. Ja, die Suche nach dem perfekten Bild fällt gerne bei all der Technik und den damit verbundenen Hypes gerne vergessen. Habe mich sehr über diesen wertvollen Kommentar gefreut.
      Liebe Grüße Jörg

  7. Ich kann Deine Gefühle nachvollziehen, ich habe selbst die D850 und D750 wenn es um hochwertigere Fotos geht, aber als immer dabei Kamera ist die Z fc einfach genial. Oft habe ich das 50-250er drauf aber richtig Spaß macht die Zfc mit dem Viltrox 13mm f:1,4. Ich habe den Kauf bisher noch nie bereut.

  8. Servus Joerg,
    Extrem gut geschrieben deine Hommage der Zfc.
    Seit 2 Wochen habe ich auch eine und bin genau so angefixt wie du.
    Sehr passend zu der Kamera finde ich deine Kameragurte. Erzähle mal, wo gibt‘s die denn?
    Schöne Grüße,
    Martin

    1. Hallo Martin,
      danke für Dein Feedback. Dir wünsche ich viel Spaß und Erfolg mit der schicken Nikon.

      Von der Kleinserie meiner Gurte habe ich tatsächlich noch einen unbenutzten 127cm Gurt übrig. Melde Dich bitte per Mail bei mir.
      Liebe Grüße Jörg

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