23:54 Uhr und wir kommen gerade nach Hause von einem 16h Tag voller Ideen, Augenblicke, Innovationen, Inspirationen, Neuerungen, Netzwerken, Gruppendynamik, Tech Talk sowie trauter Zweisamkeit. Ein gelungener Tag!
Wir sind heute früh gegen 08:00 losgefahren und waren gegen Mittag am Starnberger See und haben dort die Ruhe zusammen genossen. Wir sind mein liebe Frau und ich.
Gegen 14 Uhr kommen wir in Icking, einem kleinen Ort südlich von München an und betreten mit ca 50 anderen Personen einen kleinen rustikalen Meetingraum. Wir fragten uns wie die Personen von jung bis alt, die in diesem Raum saßen, selektiert wurden. Während wir uns das noch fragen beginnt Klaus Bothe, der Geschäftsführer von ISARFOTO, meinem Händler des Vertrauens, die Veranstaltung zu eröffnen und stellt sein Team und auch die Referenten vor. Der “Stargast” war der CEO und President von Lytro.com, Jason Rosenthal. Lytro ist das 85 mannstarke Unternehmen aus USA, Silicon Valley in Kalifornien, die gerade aktuell durch die neue Lytro ILLUM in aller Munde sind. Die erste Lytro, die quasi direkt von der Stanford University in den Produktstatus in die Hände der Kunden kam und dort vor sich hin reifte, stellte ich ja bereits von ein paar Tagen vor.
Klaus Bothe begann seine Einleitung mit den Worten (sinngemäß): “Es öffnet sich ein neues Fenster in der Fotografie. Genau vor 19 Jahren hatten wir eine ähnliche Situation mit der ersten Digitalen Kamera und dem Start in eine neue Epoche der Fotografie. Heute stehen wir wieder an einem solchen Punkt… Eine Chance? Wir werden sehen…”
Danach begann Jason Rosenthal seine Präsentation, sprach zuerst über das spannende Unternehmen, über die Fotografie und die Technik, die der Lichtfeldfotografie zugrunde liegt und erklärt auch über die Unterschiede der “normalen” uns bekannten 2D-Fotografie und der neuen Möglichkeiten die eine Lichtfeldkamera mit professionelleren Möglichkeiten als die erste Lytro sie jemals hatte. Sein englischsprachiger Vortrag war interessant und innovativ, aber auch nicht Marktschreierisch so nach dem Motto “Nur noch dies und das und nur noch in Lytro steckt die Zukunft”, im Gegenteil, er schien mir und meiner Frau durchaus überzeugt von seiner Entwicklung und dem neuen Kameramodell ILLUM, aber auch ehrlich und offen genug für Feedback, das durchaus im Raum kontrovers kam und auch rege diskutiert wurde.
Natürlich kam auch die Frage nach der Auflösung und der Printmöglichkeiten. Wir denken eben alle irgendwie doch noch “analog” und in 2D. Für einige die meisten im Raum wurde aber schnell klar, das die ILLUM und die sich bietende Zukunft nicht nur eine neue Kamera ist, die wie andere Kameras Bilder liefert, sondern eher der Beginn, bzw. der zweite Step einer wahrscheinlich langen und spannenden Reise sein kann.
Es ist nicht nur einfach eine Kamera mit 30 bis 250mm Brennweite und einer durchgehenden Lichtstärke 2.0, sondern, und das stellte Jason Rosenthal sehr gut heraus, auch in Unterstützung von Klaus Bothe, ist ein Werkzeug für einen immer digitaler werdenden Markt der von Apps, Websites und Interaktion bestimmt wird und noch stärker bestimmt werden wird in naher Zukunft. Man muss kein diplomierter Zukunftsforscher sein um das im tägl. Leben und im regelm. Umgang mit Agenturen und Kunden festzustellen. Apps und digitale-, insbesondere digitale interaktive Medien, bestimmen schon heute oft unseren Alltag.
Nach etwa 90 Minuten ging es dann an das schon heiß erwartete Hands On. Jason hatte zwei der bisher weltweit nur fünf existieren Working Samples zu diesem einzigartigen Launchtermin in Deutschland mitgebracht und wir konnten selbst Hand anlegen und die Kamera erleben.
Diese neue Kamera ist, wie ich oben schon anmerkte nicht nur eine neue Kamera, die einem gefällt oder eben auch nicht. Diese Technik, und davon bin ich fest überzeugt wird den Markt revolutionieren, so wie wir vom Internet revolutioniert wurden, obwohl selbst der Telekom Chef Ron Sommer es einst als eine Spielerei abgetan hatte, und genau so wie die digitale 2D-Fotografie die analoge Filmindustrie erschütterte.
Wenn man sich nur mal ansieht welche immensen technologischen Sprünge in nur zwei Jahren seit der Veröffentlichung der kleinen Lytro 1 bis heute zur Lytro ILLUM passiert sind kann man erahnen was da in weiteren zwei Jahren möglich werden kann. Vuelleicht werden wir da recht bald sogar Wechselobjektive, noch größere Sensoren, Filmfunktionen die keine aufwendige und sperrige Follow-Focus-Apparatur benötigen und erst im finalen Schnitt die Schärfeebene definieren. Da sind wahrscheinlich wenig Grenzen gesetzt. Es bleibt spannend. Vielleicht finden wir sogar in wenigen Jahren diese Technik in den immer besser werdenden Smartphones? Wer weiß…
Die Firma Lytro hat nicht nur gute Investoren an der Hand und damit genug Geld um weiterhin Vollgaß zu geben, sondern auch sehr gute Kontakte in der direkten Nachbarschaft um nur Apple und Google zu nennen. Auch Ingenieursaustausch findet dort regelm. statt. Man entwickelt also nicht mit nur 17 Dollar in der Tasche in der Garage vom Onkel Bob, sondern hat seinen Firmensitz im Silicon Valley und in Taiwan sowie in Hong Kong. Ganz ehrlich die machen auf mich einen sehr ernstzunehmenden Eindruck und geben richtig Vollgas mit starker Zielorientierung.
Die ILLUM ist natürlich dennoch eine Kamera die Specs und Features mitbringt. So finden wir ein 4″ Touchscreen, welches Kipp- und Klappbar ist, eine WiFi Option, einen Blitzschuh der mit allen möglichen Blitzen und Auslösern kommunizieren kann die der Markt so kennt, ein lichtstarkes 30 bis 250mm f2.0 Objektiv, Autofokus (ja eine Kamera die ein Bild von vorne bis hinten scharf machen kann, hat jetzt trotzdem einen Autofokus!), einen 1″ großen Sensor mit 40 Megarays (das die Auflösung bei Lichtfeldkameras und diese ist 4x so hoch wie bei der bisherigen Lytro 1) und einen brauchbaren ISO Bereich von ISO 100 bis 6.400 mit einem Verschluss der eine 1/4000stel flott ist und das alles in einem Magnesium Gehäuse das sich sehr wertig anfühlt und das größer ist als man es auf den ersten offiziellen Pressebildern vermutet hat. Die Kamera liegt sehr gut in der Hand. Details zur Kamera könnt Ihr in der Pressemitteilung und im Datenblatt nachlesen. Die Links dazu stelle ich Euch unten am Ende dieses Postings zur Verfügung.
Beeindruckend war auch die ILLUM spezifische App die wir uns auf Jasons persönlichem iPad Mini anschauen und testen konnten. Durch die Bewegung des iPads den Blickwinkel zu beeinflussen eines bereits aufgenommen Bildes das auf dem iPad gespeichert wurde war mindestens genau so spannend wie die Veränderung des Schärfebereiches durch drehen der zwei Finger auf dem Display. Faszinierend und zugleich sehr intuitiv.
Die Kamera selbst scheint auf Android Basis aufgebaut zu sein, zumindest kam uns beim fleissigen Testen und beim erfolgreichen Abstürzen der Software in der Kamera der Eindruck da die Meldung “You killed it!” doch sehr Android Like aussah :-). Das die beiden Working Samples noch keine finale Software drauf hatten war uns ja klar, aber dafür funktinierten die beiden “Prototypen” schon recht gut und auf jeden Fall gut genug um einen bleibenden Eindruck bei den Testern hinterlassen. Die anwesenden gestern waren persönlich selektiert worden von ISARFOTO, die diesen Termin schon auf der CES in Las Vegas im Februar aufsetzten mit dem CEO von Lytro. Da waren gestern National Geographic Fotografen, Food Fotografen, Agenturfotografen, Sport-, Lifestyle- und Wildlife Fotografen anwesend, ebenso wie Hochzeitsfotografen (wir :-)) und Marketers, Buchautoren und Pressevertreter. Eine starke Mischung die sehr offen und sympatisch war.
Diese Technik, die jetzt so langsam auf einem ernst zu nehmendem Level ankommt, entwickelt ganz neue Möglichkeiten des Stoytelling. Ich persönlich stelle mir in unserem Metier gerade eine Situation vor. Der Pfarrer steht vor dem Brautpaar und hält dessen Hände. Im direkten Hintergrund der Braut sieht man die Brautmama weinen. Eine Bank dahinter ist Onkel Bob eingeschlafen, wie er es immer Sonntags in der Kirche tun und in der 6. oder 7. Reihe sitzt die kleine Zwillingsnichte Lilli die gerade ganz fasziniert zum Kirchenfenster schaut, in dem eine weiße Taube sitzt. Diese Szenerie mit einer herkömmlichen Kamera einzufangen ist natürlich möglich. Aber nun stellt Euch genau diese Szenerie mal vor mit einer ILLUM, oder wie auch immer genannten Nachfolgekamera in weiteren zwei Jahren vor, wie wir den selektiven Fokus durch diese Szene hindurch steuern können, und das zu Hause am Rechner lange nach der Aufnahme und diese dann interaktiv dem Brautpaar zur Verfügung stellen in digitaler Form. Ich bin mir sicher, das ist Pippialarm pur bei der Braut und das noch viel mehr als das heute schon bei einem schönen 2D Barytpapier-Print der Fall ist. Könnt Ihr mir folgen? Ich denke die Reise hat begonnen.
Meine Frau und ich sind uns sicher, wir werden das mit Adleraugen verfolgen und am Ball bleiben, auch wenn natürlich eine heutige, bzw. im Juli 2014 lieferbare ILLUM ganz sicher nicht AddHoc unsere bestehenden Arbeitsprozesse und Vorgehensweise ablösen wird. Aber ergänzen wir unser Portfolio ganz sicher in den nächsten Monaten/Jahren mit solchen Innovativen Möglichkeiten. Wir werden nicht zu den “Profis” gehören die heute noch meckern das Hochzeitsfotografen im Reportagestil Ihr langjähriges Fotostudio zerstört haben, weil sie nicht in der Lage waren Ihre Arbeitsweise dem Markt und dessen Forderungen anzupassen.
Das wir an diesem Event teilnehmen durften war uns eine sehr große Ehre und wir sagen von Herzen Danke an den visionär denkenden Händler, der mal wieder damit gezeigt hat, dass er nicht nur Händler ist der Kisten schieben kann und gute Preise macht, sondern ein Marktbegleiter ist, der den Markt und seine Kunden auch weiterhin begleiten will und kann weil er offen für Neuerungen und Innovationen ist und diese proaktiv treibt. Welcher “Händler” tut das schon? Welcher “Händler” lässt denn mal eben einen CEO einer im Moment weltweit sehr gefragten Firma aus USA einfliegen für einen ausgewählten kleinen Kreis? Meiner auf jeden Fall! Danke Klaus Bothe und Team!
Den wundervollen und spannenden Eventtag liesen wir in der Münchner Innenstadt zu zweit ausklingen und haben viel “kreative” Ideen entwickelt und unsere ZUkunft neu gemalt in unseren Köpfen. Ich liebe meine Frau!
Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Jörg Langer
Weiterführende Informationen:
Das PR-Foto drückt doch nur eines aus: Die Lytro ILLUM ist ein sinnfreies, schnell langweilendes Gimmick-Teil für visuell anspruchlose Männer, die sich auch nicht von angejahrten Nailart-Tussen abschrecken lassen.
Eine Technik und eine Kamera die Polarisiert. Endlich passiert wieder was in der Fotografie :-).
Ich sehe auch eine erfolgsversprechende Innovation darin. Leider war es mir nicht möglich trotz Einladund daran teilzunehmen.
So danke ich für Eure Ausführungen dazu. Hat die Kamera überhaupt noch einen Verschluß oder ist sie mit Schlitzv. ausgestattet. Die Blitzsynchro ist noch so ein Thema die das ganze abrundet. 1/250 ? Mein Kollege aus Eschenlohe war da und war jetzt eher zurückhaltend. Ich aber finde und teile Eure Meinung die Focusselektion macht es aus. Und ein ähnliches Motiv wie Ihr ging mir auch durch den Kopf. Der Workflow in der Post ist er umständlich oder zeitaufwändig? Gruß Andre
Toller Artikel, ohne überschäumende Begeisterung und ohne sofortige, kategorische Ablehnung. Das mag ich an dir.
Ich denke auch, dass dieser neue Weg die Fotografie um einen höchst spannenden Bereich ergänzen wird.
Es wird sicherlich nicht für jeden interessant, genauso wie auch nicht jeder ständig filmt oder Panoramas macht, aber in gewissen Situationen wird Lichtfeldfotografie begeisternde Möglichkeiten bieten.