Ja das habe ich wirklich genau so gedacht, und das obwohl ich noch nie in meinem Leben Lotto gespielt habe, als ich meine beiden NAS-Speichersysteme zu Hause eingerichtet hatte. Aber nun erst mal eins nach dem anderen.
Um was geht es hier eigentlich?
Bevor ich den „Unfall“ beschreibe, muss ich vielleicht etwas ausholen und erst mal beschreiben in welchem Umfeld der „Unfall“ passiert ist, vor dem ich Euch mit diesem Beitrag etwas warnen möchte. Ich nutze zum arbeiten im Fotobusiness gemeinsam mit meiner Frau zwei NAS-Systeme für unsere beiden kleinen Fotounternehmen – die Hochzeits- und Peoplefotografie und die Taunusbaby-(und Familien)-Fotografie meiner Frau um darauf Dateien in unserem gemeinsamen Netzwerk immer im Zugriff zu haben. Die beiden NAS Systeme sind vom selben Typ und haben beide jeweils ein RAID5-System, also ein System mit vier Festplatten gleicher Größe bei dem eine Festplatte defekt gehen kann ohne das man einen Datenverlust erleidet. Das erste System ist eins mit vier 2TB-Festplatten und das zweite etwa zwei Jahre jüngere System ist der selbe Typ aber mit vier 4TB-Festplatten. Das das mit dem defekt einer (ich betone EINER) Festplatte funktioniert habe ich vor etwa zwei Jahren schon mal erlebt als eine der Festplatten „gestorben“ ist. Dann hat das NAS hektisch gepiept und mich alarmiert und bestelle mir eine neue 2TB-Festplatte, fuhr das NAS herunter, schraubte die defekte Platte raus, die neue rein und startete das System wieder neu. Nach etwa 24 Stunden war das System wieder „fit“ und „gesund“ und hatte das RAID wieder„neu gebaut“ und die Daten wieder auf die vier Festplatten verteilt. Es konnte also rein theorethisch wieder eine (ich betone EINE) ausfallen.
Was man immer bedenken sollte
- Ein NAS, auch wenn es ein ausfallgesichertes RAID-System ist kein sicheres Backup
- 100% sichere Backups gibt es gar nicht – zumindest nicht im bezahlbaren Bereich für kleine Einzelunternehmer
- Eine einzige Kopie einer Datei ist mindestens eine zu wenig!
- In einem NAS System mit einem RAID empfiehlt es sich Festplatten aus unterschiedlichen Produktionschargen zu nehmen. Ich habe deswegen bei beiden NAS-RAID-Systemen die 4 Festplatten immer bei vier verschiedenen Händlern bestellt. Das die alle aus einer Produktionscharge kommen ist recht unwahrscheinlich.
Was war eigentlich passiert?
Das zwei Festplatten gleichzeitig aussteigen und zum selben Zeitpunkt sterben ist doch wie ein Sechser im Lotto, das passiert schon nicht. Und wenn doch, dann spiele ich eben (mal schnell – ich betone SCHNELL) die Files aus dem Backup-Satz wieder zurück.
So viel zu meiner (wie ich heute weiß…) mutigen Aussage.
Es kam wie es kommen musste. Es sind über Nacht zwei Festplatten gleichzeitig ausgefallen. Zwei 2TB-Festplatten waren „gehimmelt“ und der RAID-Verbund war im Eimer. Seufz, hätte ich doch mal Lotto in meinem Leben spielen sollen? So schlecht wären meine Chancen ja wahrscheinlich gar nicht gewesen.
Was war nun zu tun nach dem Schreck?
Nun zum einen hoffen und beten das die Backups auf externen HDDs noch alle funktionieren. Dafür habe ich zwei Sätze, einen Satz aller Daten zu Hause und einen kompletten Satz außer Haus bei einem Freund gelagert der etwa 50 km weit weg wohnt. Des weiteren musste ich zwei neue Festplatten ordern die hoffentlich schnell geliefert wurden. Das klappte auch. Der Einbau ins NAS-System war Stressfrei und schnell und das RAID neu aufbauen war auch eine Sache von wenigen Minuten. Die Platten waren ja alle quasi leer und quasi formatiert.
So und jetzt schnell „mal eben“ die über 4TB an Daten zurück kopieren. LACH, das macht mal „eben“ übers WLAN. Über eine Woche habe ich gebraucht um alle Daten wieder auf dem NAS liegen zu haben und alles wieder von überall im Zugriff zu haben in den selben Dateistrukturen und Foldern und Freigabeverzeichnissen wir vorher. Ein mächtiger Spaß. Nicht. Zeit- und Nervenaufreibend war diese ganze Aktion auf jeden Fall.
Warum schreibe ich Euch das hier in dieser Form?
Nun, das hat mehrere Gründe:
- Kauft Euch wenn Ihr ein NAS anschaffen wollt eins das besser als RAID5 ist!
- Kauft Euch ein NAS bei dem 2 Festplatten ausfallen können – gleichzeitig – ohne das Daten verloren gehen!
- Ein NAS ist kein verlässliches Backup – sondern nur ein „Workspace“.
- Erstellt Euch sinnvolle Backups mit Dateistrukturen die Euch beim Zurücksichern/Zurückkopieren das Leben einfacher machen.
- Überprüft Eure Backups regelmäßig ob diese auch noch funktionieren. Eine meiner externen Platten lief nicht mehr an. Die hat wohl einen Lagerschaden. Also checkt Eure Backups regelm. Und vergesst nicht diese ab und an mal umzu kopieren auf neuere Festplatten.
- Erstellt also mindestens zwei Sätze an Backups – wenn Euch etwas an Euren Daten liegt.
Und ist denn was schlimmes passiert?
Natürlich ist jedes Konzept nur so zuverlässig wie seine Anwender. Und natürlich habe auch ich Daten verloren – weil diese nicht tagesaktuell auf den Backups waren. Es nichts tragisches dabei gewesen, aber eine fehlende Datei ist eine fehlende Datei.
Also verbucht diesen Blogpost in die Schublade „lernt von Jörgs Schaden und seid diszipliniert.“
Und jetzt zur alles entscheidenden Frage: „Wie geht das mit dem Lotto spielen?“ Smile.
Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Jörg Langer
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Eine Überlegung ist es eventuell wert, sich eine Reserveplatte in den Schrank zu legen. Das hilft zwar nicht wenn zwei Platten gleichzeitig aussteigen, das ist richtig. Aber wenn eine Platte ausgefallen ist, und man muss erst eine Ersatzplatte bestellen – das kann schon reichen um im Regen zu stehen und mit einem zweiten Plattenausfall konfrontiert zu sein. Alles in den letzten Monaten bei Kunden erlebt :-( Gut, da ist der Vorteil: Die haben noch eine tagesaktuelle Bandsicherung. Ärgerlich war es aber trotzdem.
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Ein NAS ist meiner Meinung nach gar kein Backup. IMHO immer noch die wichtigste Eigenschaft eines Backups: Es wird offline genommen nach der Sicherung! Ein NAS kann Teil einer Speicher- und von mir aus auch einer Sicherungsstrategie sein, aber eben kein echtes Backup. Und RAID sowieso nicht. RAID war nie Backup, immer nur Verfügbarkeit.
Ich würde übrigens Deiner Empfehlung mit den Platten aus verschiedenen Chargen aufgrund div. dienstlicher Erfahrungen widersprechen: Bei verschiedenen Chargen ist die Wahrscheinlichkeit von Parameterabweichungen zwischen den Platten und damit die zu erwartenden Probleme größer. Wenn möglich würde ich immer Platten aus einer Charge einsetzen.
Ansonsten sollte, wie Du schon schriebst, möglichst mehr als ein Backup vorhanden sein. Daten, die nicht an mindestens 3 Stellen vorhanden sind, existieren sowieso nicht… Und wenn Dir gerade beim Sicherungsprozess das Gesamtsystem samt angeschlossenem Backupmedium abkackt (ja, auch so Lotto-Sechser gibts wirklich), dann ist evtl. alles weg. Deshalb sollte immer mindestens ein Backupsatz offline sein.
Man kann bzw. sollte sogar verschiedene Medien/Techniken kombinieren. Bei mir gibts zwei lokale Backupsätze (immer einer außerhalb der Wohnung) und zusätzlich noch ne automatische Cloud-Sicherung. Damit habe ich Änderungen immer zeitnah wenigstens einmal gesichert, auch falls ich das lokale Backup mal vergesse.
Ich sichere meine Daten auf der Arbeit nachts inkrementell zu einem Rechenzentrum. Das funktioniert bisher wunderbar, ist aber nicht billig.
Daheim bin ich eher sehr schlampig.