RAW vs JPG in der mobilen Fotografie – und meine Apps zur mobilen Bildbearbeitung

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2016_09_25_00_banner

Das ich ein großer Fan der mobilen Apps und der Bildbearbeitung auf dem Tablet und Smartphone bin ist Euch ganz sicher kein Geheimnis mehr. Heute möchte ich Euch in diesem Beitrag mal etwas mitnehmen auf einen kleinen Spaziergang um meinen heimatlichen Weiher und ebenso durch meine mobilen Apps die ich gerne nutze.

Zudem möchte ich mit Euch in eine “heiße Diskussion” gehen ob das RAW wirklich notwenig ist. Seit ein paar Tagen kann jetzt auch das iPhone-RAW-Dateien (also DNG-Files) aufzeichnen. Aber brauchen wir das RAW File wirklich? Ist das noch zeitgemäß?

Fangen wir mal an mit einem Bild an, welches ich diese Woche mit dem Smartphone, meinem iPhone 6sPlus, aufgenommen habe.

Aufnahme mit iPhone als JPG - unbearbeitet
Aufnahme mit iPhone als JPG – unbearbeitet

Das selbe Bild habe ich mit dem Smartphone als RAW aufgenommen. Zu beachten ist hierbei das man die RAWs mit iOS Stand heute nur in LR Mobile direkt aufnehmen kann mit der dort integrierten Kamera-Funktion.

Aufnahme mit iPhone als RAW in LR Mobile - unbearbeitet als JPG exportiert
Aufnahme mit iPhone als RAW in LR Mobile – unbearbeitet als JPG exportiert

Wir sehen an dem zweiten Bild – dem unbearbeiteten JPG aus dem RAW (DNG) das es flacher ist und noch keine Bearbeitung wie im ersten obigen Bild in einer JPG Engine erfolgt sind. Natürlich – und die RAW-Fotografen wissen das – ist das Ergebnis so nicht verwendbar.

Zu Hause im WLAN haben mein iPhone und mein IPad die Aufnahmen über LRMobile und die Adobe Creative Cloud gesynct so das ich die Aufnahme dort, also auf dem Tablet, die Bearbeitung des Bildes in Lightroom Mobile vornehmen konnte. Generell kann ich das natürlich auch auf dem iPhone, ich selbst mag es aber auf dem Tablet sehr viel lieber. Der Funktionsumfang von LR Mobile ist aber auf dem SmartPhone und dem Tablet hundertprozentig identisch.

Aufnahme mit iPhone als DNG - bearbeitet mit LR Mobile
Aufnahme mit iPhone als DNG – bearbeitet mit LR Mobile

Ich habe an diesem Bild die Tiefen aufgehellt, die Lichter abgesenkt, die Farben ins wärmere gezogen (so wie ich sie von diesem Moment in realer Erinnerung hatte, die Sättigung und die Dynamic erhöht, so wie Ihr es von meinen Bildern her schon kennt.

Screenshot LRMobile zum DNG aus dem iPhone
Screenshot LRMobile zum DNG aus dem iPhone

Jetzt kommen wir zur oben angekündigten Diskussion – brauche ich das RAW überhaupt? Lässt sich diese Bearbeitung nicht auch mit dem bisher bekannten JPG aus dem iPhone auch erreichen?

Die Entwicklungseinstellungen – nennen wir es mal “PreSet” – habe ich aus der Bearbeitung des DNG heraus kopiert (was im Übrigen eine sehr geile Funktion von LRMobile ist).

Einstellungen aus LRMobile kopieren um diese auf andere Bilder anzuwenden.
Einstellungen aus LRMobile kopieren um diese auf andere Bilder anzuwenden.

Nach dem kopieren der Einstellungen aus dem RAW-Bild und dem anwenden dieser Einstellungen auf dem JPG erschien dann das folgende Ergebnis.

Einstellungen aus einem RAW auf ein JPG angewendet.
Einstellungen aus einem RAW auf ein JPG angewendet.

Wie Ihr seht kann ich auch bei einem JPG sehr gut die Einstellungen aus dem RAW anwenden um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen.

Das finale JPG aus einem bearbeiteten JPG in LRMobile bearbeitet.
Das finale JPG aus einem bearbeiteten JPG in LRMobile bearbeitet.

Ich glaube das RAW nicht gleich RAW ist!

In einem RAW aus iOS10 steckt bei weitem nicht so viel Information und Inhalt wie in einem RAW aus einer aktuellen Kamera. Wenn ich die Tiefen eines Sony A7R II-RAWs reinschaue und die aufhelle oder in die hellen, fast weißen Bereiche eines solchen RAW-Files mit meiner Bearbeitung gehe, so ist dort viel mehr zu retten und zu beeinflussen wie es das bei einem Smartphone RAW ist.

Warum sind wir also alle – oder viele – so “geil” auf die RAWs aus den Smartphones? Nun wer seine Smartphone-Aufnahmen richtig belichtet und keine krassen Unterschiede zwischen Hell und Dunkel in seinen Smartphone Bildern hat, so wie bei meinem obigen Teich, der wird meines Erachtens durch ein RAW kaum sichtbare Vorteile haben. Wer hingegen in diesen schwierigen Szenarien aufnahmen macht, der wird mit dem RAW einen Ticken mehr Sicherheit und Bearbeitungsmöglichkeigen haben.

Ich nehme nicht pauschal alles in RAW auf!

Die JPG-Engines, die bereits in den Smartphones und auch in den aktuellen Kameras enthalten sind, sind mittlerweile sehr ausgereift und machten schon sehr gute Ergebnisse, die man teilweise auch mit Lightroom erst mühsam nachbearbeiten müsste. Das trifft ebenso auf Entrauschung in der Kamera intern zu meines Erachtens.

Ja, ich toleriere mittlerweile auch das JPG Format!

Ich habe noch ein weiteres Beispiel von meinem morgendlichen kurzen Spaziergang um den Weiher hier im Taunus mitgebracht. Dabei handelt es sich um ein Panorama das direkt so aus dem iPhone kommt und einer Bearbeitung aus LR Mobile des selben JPGs. Aber seht selbst.

Panorama - Out of the Cam - iPhone 6sPlus
Panorama – Out of the Cam – iPhone 6sPlus
Panorama - iPhone 6sPlus - bearbeitet in LRMobile
Panorama – iPhone 6sPlus – bearbeitet in LRMobile

Welche Apps sind für mich “must Have”?

Die mir persönlich wichtigsten Apps auf dem iPad und iPhone sind:

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  • Die Galerie-App von iOS
  • Lightroom Mobile (mittlerweile für mich nicht mehr wegzudenken
  • Photoshop Fix
  • Watermark EZY

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Hier seht Ihr noch viele meiner “anderen Apps”, die ich auch gerne mal nutze – aber hier möchte ich nur einige noch mal kurz erwähnen:

  • SnapSeed
    Tolle Kostenlose Bearbeitungs-App die nun auch RAWs kann und Texte kann. Ich liebe diese App für das “schnelle Unterwegs”
  • AlienSky
    ein sehr mächtiges und cooles Tool das ich durch ein Video von Pavel Kaplun kennenlernet und lieben gelernt habe. Schaut es Euch einfach mal an.
  • PhotoPils
    das Schweizer Werkzeug zur Fotografie. Sei es der ND Filter Rechner und vieles mehr – auch ein Must Have!
  • Die Hersteller-Apps um Bilder per WiFi von den Kameras zum Smartphone oder Tablet zu übertragen
    Play Memories für Sony A7R II, A6000, A6300 und RX10/ RX10III.
    Leica Q – für die Leica Q (wie überraschend!)
    Image Shuttle – für die kleine Leica C
  • Spark Post
    Texte und Zitate auf Fotos setzen und Layouten – das obige Bannerbild ist damit entstanden
  • Spark Page
    früher Adobe Slate genannt
  • LightTrack
    Planen von Shootings – wann ist das Licht von wo kommend und wann? Geniale App!

Ich denke das sollte erst mal reichen an App-Empfehlungen von mir. Diese sind wirklich fest mit mir verbunden aber ich bin immer offen für neues und ziehe mir ein Tutorial und Social Stream nach dem anderen rein um immer wieder dazu zu lernen.

Ich glaube fest – sehr fest – an die Zukunft der mobilen Bildbearbeitung!

Viele entschuldigen sich heute noch mit Sätzen wie “das nutze ich ja nicht für Auftragsarbeiten…. das halte ich für “Weicheierei” und “fehlendes Vertrauen” denn die Apps sind ausgereift und können mehr als wir denken und auch als viele der Kunden draussen brauchen.

Gerade das Zusammenspiel von LR Mobile mit dem Lightroom am “echten” Rechner ist meines Erachtens gerade für viele reisende Profis nicht mehr wegzudenken und eine echte Effektivitätssteigerung.


An den folgenden Screenshots und Bearbeitungsschritten an einem zweiten Motiv könnt Ihr gut meinen “Workflow sehen”

Ein weiteres Motiv - aufgenommen mit dem iPhone 6sPlus als JPG
Ein weiteres Motiv – aufgenommen mit dem iPhone 6sPlus als JPG
Bearbeitung in LRMobile mit Verlaufsfilter von oben rechts
Bearbeitung in LRMobile mit Verlaufsfilter von oben rechts
Bearbeitung in LRMobile final
Bearbeitung in LRMobile final

Aus LRMobile übergebe ich das obige Bild an Photoshop Fix um die störende rote Linie im rechten Teil des Bildes herauszu retuschieren.

Bearbeitung in Photoshop Fix
Bearbeitung in Photoshop Fix

und darauf kann ich dann entweder zurück an LR Mobile übergeben oder eben auch in die “Aufnahmen” exportieren als “fertiges JPG”.

finale Version
finale Version

Wenn man dann noch ein Wasserzeichen oder ein Logo hinzufügen möchte dann kann man das mit der App Wasserzeichen EZY sehr gut machen. Das Logo muss dann nur als freigestelltes PNG auf dem Tablet oder Smartphone liegen.

Finale Version mit Wasserzeichen.
Finale Version mit Wasserzeichen.

Also fassen wir mal zusammen in kurzen Statements:

  • RAW ist besser und hat seine Daseinsberechtigung in kritischen Lichtsituationen
  • JPG ist nicht mehr so verteufelt wie früher und brauchbarer geworden
  • LR Mobile kann mit beiden sehr gut umgehen
  • korrekte Belichtung ist das A und O wenn man JPGs gut bearbeiten möchte
  • RAW wird überschätzt bei Smartphones (ja das ist meine feste Meinung!)

So Ihr Lieben, die Bilder sind ganz sicher nicht “Rocket Science” hier in diesem Beitrag, aber sicher auch gut geeignet das zu zeigen was ich Euch zeigen wollte. Ich würde gerne mit Euch in eine Diskussion gehen und gebe dazu mal zwei Fragen als Anregung etwas vor:

  • Ist RAW noch 100% Pflicht oder geht auch JPG bei Euch?
  • Ist die mobile Bearbeitung für Euch wichtig und wenn ja warum?

Bin gespannt und bitte benutzt die Kommentarfunktion hier im Blog. Freue mich auf eine hoffentlich anregende Diskussion mit Euch. Danke!

Danke fürs Lesen und Eure Treue!

Schöne Grüße – Euer Fotofuzzy – Jörg Langer

7 Kommentare

  1. Wie immer interessanter Artikel – lese ich sehr gerne.
    Nur 2 kleine Anmerkungen:
    Bei PhotoPills braucht man eigentlich kein LightTrack, und
    ProCamera – übrigens auch eine sehr interessante App – kann auch RAW.

    Viele Grüsse aus Nürnberg
    Gerd M

  2. RAW ist bei eigentlich immer noch ein Muss. Weil sowieso alle Bilder über den Rechner laufen und ich keine Reserven verschenken mag.

    Und ich würde durchaus gern mehr mit dem Tablet auf der Couch arbeiten. Dazu müsste man bei Adobe aber endlich mal auf den Trichter kommen, das es noch andere Datenquellen für LR mobile gibt als den Elektroknochen. Mittlerweile habe ich ernsthafte Zweifel daran ob die es irgendwann mal schaffen, das man Bilder von zwei Rechnern aus mit der Cloud syncen kann, damit ich im Urlaub schon mal meine Bilder hochladen und dann bearbeiten kann. Von ner Übertragung zwischen zwei LR-Rechnern/-Bibliotheken mag ich ja garnicht mehr zu träumen… :-(

    1. Ich nutze LR Mobile mittlerweile sehr gerne für RAWs aus den Kameras. Das funktioniert einwandfrei mit mehreren mobilen Devices und einer LR Bibliothek. Macht sehr viel Spaß. Da ich Lightroom mittlerweile nur noch an einem Rechner nutze stört mich die fehlende Sync mit mehreren LR Bibliotheken nicht mehr so. Schön wäre es aber, das man zumindest die LR Mobile markierten Files über mehrere Rechner syncen kann. Da bin ich bei Dir.

  3. An einem richtigen Tablet könnte Bildbearbeitung durchaus interessant sein wenn man eine entsprechende Bildschirmgröße zur Verfügung hat. Am Handy bearbeiten finde ich auch an einem 5,5 Zoll einfach zu fummelig.Aber ob man nun ein Tablet hat a la Apple Pro oder ein MacBook…mmmhhh so groß finde ich den Unterschied nicht was die Transportabiltät angeht…
    Ob man nun bei dem kleinen Handysensor RAW oder JPG hat….am Ende die kommenden Handys in der Klasse haben dann alle ihre 128 und 256GB Speicher da kann man wenn man beruhigt ist auch RAW drauf ablegen.
    Am Ende sind diese RAW Programme für die Handys nur Programme die die Daten vom Bildsensor einmal vorher abgreift bevor das Handy daraus ein JPG macht…..Der Nich-Fotograf weiss garnicht was ein RAW ist und die meisten Handybesitzer sind eben keine Fotografen….deswegen kommt standardmäßig ein JPG heraus…
    Würde aber sagen dranne bleiben am Thema da die weitaus meisten Fotos dieser Welt heute mit Handys als mit klassischen Fotogerät gemacht werden…

    Es geht was mit den guten Handys heute bei gutem Licht:https://www.youtube.com/watch?v=qPHoZJlqsoY

  4. Danke für diesen Artikel. Ich halte RAW auf Fotohandys für eine elementar wichtige Sache. Natürlich sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass das im direkten Vergleich mit einer DSLR wettbewerbstauglich wäre.
    Meine Situation sieht eher so aus: Gerade bei Schnappschüssen muss ich mit dem Licht und der Situation umgehen, die ich vor Ort habe. Gerade in dieser Situation finde ich es hilfreich, die Schatten und Lichter nachbearbeiten zu können.
    Ja, JPG kann das schon ziemlich gut. Gerade deshalb liebe ich Lightroom Mobile so sehr: Während mich andere RAW Editoren auf meinem iPhone dazu zwingen, das ganze Bild komplett selbst entwickeln zu müssen, liest LR Mobil die Daten aus, die die Cam bereits für die JPG Aufnahme gespeichert hat. Das bietet mir den Vorteil, auf Basis dieser Vorentwicklung leichte Korrekturen vornehmen zu können.

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